Rezension

Passabler Krimi

Der Tod und der Dicke - Reginald Hill

Der Tod und der Dicke
von Reginald Hill

Bewertet mit 3 Sternen

Chief Inspector Andy Dalziel und sein Kollege Peter Pascoe werden zu einer Hausumstellung einer Videothek in der heruntergekommenen Mill Street in Mid-Yorkshire gerufen. Dem ging die Meldung des Constables Adolphus Hector, tölpelhaftes Sorgenkind der hiesigen Kriminalpolizei, voraus, dass in eben dieser Videothek drei Verdächtige einen Schuss abgegeben hätten. Da das Gebäude auf der sogenannten CAT-Liste steht und potenzielle arabische Terroristen beherbergen könnte, ist von Seiten der Polizei lediglich die Sicherung des Gebäudes vorzunehmen und auf die Spezialisten der Combined Anti Terrorism zu warten. Der mehr als schwergewichtige Dalziel, der die Ausführungen von Hector nicht ernstnimmt, will die Sache selbst in die Hand nehmen und steuert schließlich festen Schrittes auf das zu observierende Objekt zu und wird eingehüllt, eingehüllt in eine gewaltige Explosion, die die Videothek und die ganze Häuserzeile in Schutt und Asche legt – The death of Dalziel (englischer Originaltitel)?

Andy Dalziel fällt ins Koma. Sein Freund und Kollege Peter Pascoe muss – von den Ereignissen posttraumatisch belastet – mitansehen, wie der CAT-Geheimdienst drei Leichen in den Trümmern auffindet und daraus zu dem voreiligen Schluss kommt, dass arabische Terroristen beim Hantieren mit Sprengstoff unsachgemäß vorgegangen seien und damit die Katastrophe verursacht hätten. Als er auf eigene Faust ermittelt und alsbald schwerwiegende Ungereimtheiten mit der Theorie feststellt, rückt ihm die CAT unangenehm nahe und versucht weitere Ermittlungen von seiner Seite her zu unterbinden: Pascoe wird direkt der CAT unterstellt und soll somit unter ständiger Beobachtung an belanglosen Ermittlungstätigkeiten den Fall betreffend mitarbeiten. Doch als ein selbsternannter Templerorden die Bühne betritt, nehmen die Ermittlungen wieder Fahrt auf und Pascoe nutzt jedes Schlupfloch, um weiterhin am Ball zu bleiben. Der ominöse Orden hat sich die Tilgung des islamistischen Terrorismus auf die Fahnen geschrieben, die er in erschreckenden Videosequenzen von Enthauptungen arabischer Geschäftsmänner im Internet sowie Mordanschlägen auf hochrangige Religionsführer in die Tat umsetzt. Während sich Peter Pascoe, ohne Partner schmerzlich auf sich selbst angewiesen, mehr und mehr in den komplexen Strukturen des Falles verliert, ringt sein Freund Andy Dalziel Woche für Woche mit dem Tod; im Zwiegespräch mit dem Sensenmann und schließlich mit Gott höchstpersönlich reflektiert er in traumähnlichen Szenen über sein Leben, stets einen Millimeter vor dem Exitus, der so viel Gutes verheißt…

Reginald Hill, der bereits seit 1970 Kriminalromane rund um das Ermittlerduo Andy Dalziel und Peter Pascoe schreibt, legt mit dem vorliegenden Werk den 22. (und damit letzten?) Fall vor. Für mich persönlich war es der erste Hill, und ich kann nur sagen: Hut ab, zum einen vor dem beeindruckenden Lebenswerk dieses Ausnahmeschriftstellers, zum anderen vor der kunstvollen Sprache, die im nächsten Moment ins Vulgäre abschweift und doch immer wieder auf hohes Niveau zurückkehrt; die beiden Extreme halten sich auf wundersame Weise das Gleichgewicht, dass es nur so eine Freude ist: Gesellschaftskritik, Anspruch, Trivialität – ein Komplettpaket, dass kaum Wünsche offen lässt.