Rezension

Paulas Suche nach der Wahrheit

Die vergessene Burg - Susanne Goga

Die vergessene Burg
von Susanne Goga

Bewertet mit 5 Sternen

19. Jh. England. Die 32-jährige Paula Cooper arbeitet seit 12 Jahren als Gesellschafterin für ihre Tante Harriet und lebt dort sehr zurückgezogen, wobei es Harriet versteht, sie wie eine Dienstbotin hin und her zu scheuchen. Aufgewachsen ist Paula bei ihrer verwitweten Mutter Margaret, während sie ihren Vater William nie kennengelernt hat, der angeblich bei Nacht und Nebel verschwand. Ein Brief aus Deutschland von einem ihr unbekannten Onkel Rudy, der schwer krank ist und Paula unbedingt noch einmal sehen möchte, wirft bei Paula Fragen auf, die sie unbedingt beantwortet haben will. Weder ihre Mutter noch Harriet geben ihr Auskunft, so begibt sich Paula auf die Reise nach Bonn am Rhein, um ihren Onkel kennenzulernen und mehr Informationen über ihren Vater zu erhalten. Dort begegnet ihr auch der Fotograf Benjamin Trevor, mit dem sie bald mehr verbindet, als Paula bisher ahnt. Wird sie das Geheimnis um das Verschwinden ihres Vaters lüften können?

Susanne Goga hat mit ihrem Buch “Die vergessene Burg” einen wunderbaren, fesselnden und spannenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an packt und nicht mehr loslässt, bis die letzte Seite gelesen ist. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch, schnell taucht der Leser ein in eine vergangene Zeit, um Paula bei ihrem Abenteuer über die Schulter zu sehen und allerlei Schwierigkeiten und Ungereimtheiten entgegen zu stehen. Die Autorin hat ein besonderes Händchen, dem Leser die Örtlichkeiten sehr plastisch vor Augen zu führen. So hat man während der Lektüre nicht nur das historische Bonn vor Augen, sondern darf sich auch im wunderschönen Rheintal tummeln und die ein oder andere Sehenswürdigkeit “besuchen”. Der historische Hintergrund wurde akribisch recherchiert und sehr schön mit der Handlung verwebt. Sehr geschickt versteht es die Autorin, die Spannung mit überraschenden Wendungen weiter zu steigern und dem Leser die Geheimnisse immer nur stückchenweise zu präsentieren, so dass er bis zum Ende die Gelegenheit hat, das Puzzle selbst zusammenzusetzen.

Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und überzeugen durch individuelle Eigenschaften, die ihnen Authentizität verleihen. Der Leser fällt es leicht, mit den Protagonisten zu leiden, zu bangen und mitzufiebern. Paula ist mit ihren 32 Jahren eigentlich schon ein “spätes Mädchen”, sie ist zurückhaltend und wurde jahrelang von ihrer Mutter unterdrückt und am Gängelband gehalten. Doch mit Paulas selbstentschiedener Reise beginnt sie sich auch von ihrer alten Umgebung abzunabeln, wird selbstbewusster und offener allen anderen gegenüber. Sie ist eine liebenswerte Frau, der sich der Leser schnell nahe fühlt und ihr Handeln und Tun vollkommen nachvollziehen kann. Ihre Entwicklung während der Handlung ist einfach wundervoll herausgearbeitet. Onkel Rudy ist ein warmherziger Mann und ein wirklicher Schatz, der liebevoll und einfühlsam ist. Benjamin Trevor ist ein ebenso charmanter wie teilweise auch geheimnisvoller Mann, der sich klammheimlich in Paulas Herz schleicht. Paulas Mutter Margaret ist eine egoistische und harte Frau, die alles dafür tut, ihren Willen zu bekommen und Tante Harriet ist auf dem besten Wege, ebenso zu werden. Weitere Protagonisten ergänzen die Handlung zusätzlich und geben ihr zusätzliche Spannung.

“Die vergessene Burg” ist ein historischer Roman, der mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, einem gut gehüteten Familiengeheimnis, Liebe, Intrigen sowie wunderbar ausgearbeiteten Charakteren und einer spannenden Handlung den Leser von Seite 1 an überzeugen kann. Susanne Goga ist ein Garant für tolle Geschichten, besser geht es nicht. Chapeau, absolute Leseempfehlung!