Rezension

Pembe Kader und Jamila Yeder - Rosarotes Schicksal und Genug Schönheit

Ehre
von Elif Shafak

Bewertet mit 5 Sternen

~~Klappentext
Als sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern von Istanbul nach London zieht, erhofft sich Pembe ein erfüllteres Leben. Doch in der fremdem Welt zerreißt es die Familie, die weder den Ansprüchen ihrer alten noch der neuen Kultur gerecht zu werden scheint. Pembes Tage sind düster – bis sie den weltoffenen Elias kennenlernt. Sie teilen die Liebe zum Kochen, und Elias zeigt Pembe neue Horizonte auf, geprägt von Zärtlichkeit, Rücksichtnahme und Verständnis.
In der Heimat zurück gelassen hat Pembe ihre Zwillingsschwester Jamila, die dort im Einklang mit der Natur ein einsames Dasein fristet. Jamila spürt, dass sich mit der neuen Bekanntschaft Pembes ein schreckliches Unheil anbahnt, und sie entschließt sich zu einer folgenschwereren Reise nach London.

 

 

 

Eigentlich sollten Pembe und Jamila Bext und Bese auf Kurdisch heißen was auf Türkisch Kader und Yeter heißt. In jeder anderen Sprache hat es die Bedeutung Schicksal und Genug. So wollte sie ihre Mutter nennen, die nach bereits 6 Mädchen wieder zwei Mädchen gebar, obwohl sie unbedingt einen Jungen wollte. Sie zürnte mit Allah. Das gefiel dem Vater der Mädchen ganz und gar nicht und beschloss ihnen den Namen Pembe und Jamila – Rosarot und Schön – zu geben. Und fortan wurden die beidem Mädchen Pembe Kader und Jamila Yeder – Rosarotes Schicksal und Genug Schönheit – gerufen. Als wären diese Namen bereits ihr Schicksal …

Pembe heiratet Adem, der aber wollte eigentlich Jamila heiraten. Die aber wieder konnte er nicht heiraten, da sie angeblich „befleckt“ sei. Also willigt er ein Pembe zu heiraten, in dem Glauben, dass Pembe wie ihre Zwillingsschwester Jamila sei. Aber irgendwann müssen beide erkennen, dass es nicht das ist, was sie sich von ihrer Ehe erhofft und gewünscht haben. Adem verlässt Pembe und die drei Kinder, verfällt der Spielsucht und Roxana. Pembe, allein mit Iskender (16), Esma (15) und Yunus (10), versucht die Familie so gut es geht über die Runden zu bringen. Iskender, ihr Sultan, übernimmt die Rolle als Familienoberhaupt. Angestachelt von seinem Onkel und anderen Männern seiner Herkunft, gerät Iskender in einen Strudel aus Tradition und Kultur, der letztendlich in einem „Ehrenmord“ endet.

Wer hat nicht schon einmal von „Ehrenmorden“ gehört und sich dann gefragt  … was sind das für Menschen, die ihre Familienangehörige ermorden, nur damit die „Ehre“ wieder hergestellt ist, und die „Schande“ abgewendet wurde …

Mich hat dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Der Autorin gelingt es in einer wundervollen Sprache mit diesem Buch einen Einblick in die Türkische/ Kurdische Kultur zu schaffen. Sicherlich kann man dieses Thema nur anstreifen, und nicht in seiner ganzen Breite in einem Buch vertiefen.

Es zeigt mir aber noch viel mehr, nämlich dass es vollkommen egal ist, welcher Kultur man angehört, dass es für ein Kind schwer ist sich in dieser Welt zurecht zu finden, wenn die Stützen (Eltern) in der Kindheit und Jugend weg brechen. Kinder die Verantwortung für eine ganze Familie übernehmen sollen sind einfach mit dieser Aufgabe überfordert. Kinder sollten Kinder bleiben können und keine kleinen Erwachsenen.

 

 

Das Buch fängt mit einer Widmung an, die mich sehr berührt hat und die mich hören und sehen lässt …

„Als ich sieben Jahre alt war, wohnten wir in einem grünen Haus. Ein Nachbar von uns, ein tüchtiger Schneider, schlug oft seine Frau. Abend für Abend hörten wir das Geschrei, das Schluchzen, die Flüche. Am nächsten Morgen machten wir weiter im alten Trott. Alle Nachbarn taten, als hätten sie nichts gehört und nichts gesehen.

Dieser Roman ist denen gewidmet, die hören und sehen.“