Rezension

penibel recherchiert und erschütternd

Siegen heißt, den Tag überleben - Petra Ramsauer

Siegen heißt, den Tag überleben
von Petra Ramsauer

Bewertet mit 5 Sternen

Die österreichische Journalistin und Autorin („Muslimbrüder“) hat mit vorliegendem Buch „Siegen heißt, den Tag überleben“ ein beeindruckendes Werk über die komplexen Zusammenhänge in Syriens Krieg geschrieben.

Die Medien sind täglich voll mit Berichten über Gräueltaten von Grüppchen und Gruppierungen. Längst haben sowohl die Menschen an den Fernsehgeräten als auch die unmittelbar betroffenen die Übersicht über die Fraktionen verloren.

Das Regime des Bashir al-Assad darf nicht isoliert als Ursache des Kriegs gesehen werden. Es ist als Symptom einer langen Krankheit zu sehen, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, als europäisches Bestreben nach Ausdehnung der Macht hier im Nahen Osten Fuß gefasst hat.

Was mit der Installierung scheinbar willfähriger und lenkbarer Machthaber begonnen hat, ist zu einem nicht mehr kontrollierbaren Despotenregime mutiert.

Wie Johann Wolfgang von Goethe schon seinen Zauberlehrling in der gleichnamigen Ballade sagen lässt:

„Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los“.

Das Zitat gilt sowohl für die Regierung als auch für die Truppen des IS. Einmal entfesselt, ist es kaum möglich, ihnen Einhalt zu gebieten.

Genau das ist das Dilemma, das die Autorin, die als Kriegsberichterstatterin selbst vor Ort war, und mit vielen Menschen gesprochen hat, sehr gut beschreibt.

Doch was kommt nach Assad? Selbst, wenn es gelänge Assad aus dem Präsidentenamt zu entfernen, was nun? Die mächtigen Nachbarn, warten doch nur wie die Geier darauf, sich das Land (oder was davon übrig geblieben ist) unter den Nagel zu reißen.

Als Leser bleibt einem nur die ohnmächtige Wut, Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit.

Fazit:

Ein großartiges Sachbuch, das in bewegenden Worten, die katastrophale Lage der Menschen in Syrien beschreibt. Fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.