Rezension

Pferde stehlen und Freundschaft finden

Manchmal muss man Pferde stehlen -

Manchmal muss man Pferde stehlen
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Wieder einmal hat Antonia Michaelis ein Kinderbuch geschaffen, das auch Erwachsene fesselt und beeindruckt.

Anna und Tariq gehen zwar zusammen zur Schule, scheinen aber von außen betrachtet nicht viel gemeinsam zu haben. Erst auf den zweiten Bluk fällt auf, dass es doch Parallelen gibt: So ist Anna nach dem Verlust der Mutter allein mit ihrem Vater und spricht ausschließlich mit ihm. Tariq wurde nach der Flucht aus Afghanistan von seinem älteren Bruder getrennt und lebt im Kinderheim. Seine Ängste lassen ihn immer wieder zu Gewalttätigkeiten greifen.

Als diese zwei Kinder beginnen sich anzunähern und heimlich zwei beinahe ausgemusterte Arbeitspferde zu reiten, beginnt ein großes Abenteuer, auf dem Tariq und Anna auf der Suche nach sich selbst über sich hinauswachsen müssen.

Antonia Michaelis schreibt gewohnt vielschichtig und webt mit bewundernswert  leichter Hand eine Vielzahl von berührenden Themen wie beispielsweise Traumatisierung von Kindern und Heimatlosigkeit in in ihre Geschichte ein. Kindern tut hier sicherlich die Begleitung von Erwachsenen gut, nicht nur, um komplexere Hintergründe zu erläutern, sondern auch weil manche Aktionen von Tariq und Anna zurecht von der Autorin mit einem "nicht nachmachen" Hinweis versehen sind. Die Handlungen der Kinder haben Folgen, die in der Realität sicherlich viel weniger glimpflich ablaufen würden. Daher hätte es mir durchaus gefallen, wenn Antonia Michaelis wie in anderen Büchern die Wirklichkeit mehr ins Magische verwischt hätte. Dennoch erneut ein wunderschönes Buch, an das ich noch lange denken werde!