Rezension

Pflegealltag in deutschen Altersheimen

Die letzten Dinge - Annegret Held

Die letzten Dinge
von Annegret Held

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin hat ja schon in anderen Romanen Arbeitswelten beschrieben. Jetzt vermittelt sie uns Lesern einen guten Eindruck der für Pfleger sehr belastenden Arbeit in einem Altersheim. Wenngleich das Buch bereits im Jahr 2005 erschienen ist, ist die Thematik so aktuell wie nie. Sowohl Personal als auch Bewohner des (fiktiven) Altersheims „Abendruh“ sind Opfer des Pflegenotstands. Egal, welche berufliche Qualifikation die Mitarbeiter aufweisen, ob examiniert oder „nur“ Stationshilfe, - alle stellen sich  täglich aufs Neue bis zur Selbstaufgabe den Anforderungen der zeitintensiven und nervenaufreibenden Pflege betagter, verwirrter Alter. Umso schöner ist es zu erfahren, dass die meisten ihren Job gerne machen, sei es der schwule Pfleger Ivy, der die Nacht zum Tag macht und Mühe mit pünktlichem Erscheinen auf der Arbeit hat, die aus Sibirien stammende Pflegerin Nadjeschda, für die die Zustände in den Heimen in ihrer Heimat sogar noch schlimmer sind, oder die kurz vor der Rente stehende Stationsleiterin Rosalinde, die bis an ihre eigenen gesundheitlichen Grenzen geht. Sehr schön zu lesen sind die (übrigens äußerlich nicht kenntlich gemachten) wörtlichen Reden der Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Dialekten. Die Bewohner bilden ebenfalls ein buntes Potpourri und geben einen guten Ausblick darauf, wie es ist, alt zu werden. Da ist etwa die demente 96jährige, die immer noch täglich zu ihrer gehobenen Arbeitsstelle will, die ebenfalls verwirrte Alte, die sämtliche Gebisse auf der Station stiehlt, oder der ewig nur die gleichen Worte lallende alte Mann.

 

Wer irgendeine Beziehung zu Altersheimen hat – sei es, weil dort Angehörige leben, sei es, weil er dort arbeitet -, wird dieses Buch mögen. Bestimmt aber auch andere.