Rezension

Philosophie trifft auf Science Fiction trifft auf Menschsein …

Mehr als das - Patrick Ness

Mehr als das
von Patrick Ness

… und herauskommt „Mehr als das“, ein vielschichtiges, nachhaltig beschäftigendes Jugendbuch mit einer wichtigen Botschaft, das mich umgehauen hat. Es behandelt Fragen nach der Wirklichkeit, dem Leben nach dem Tod und Schuld. Und noch viel mehr.

Ein Junge ertrinkt. Er stirbt, unwiderruflich.
Dann wacht er auf.
Und versucht herauszufinden, was es mit diesem unwirtlichen Ort, an dem er sich jetzt befindet, auf sich hat, ob es einen Sinn gibt, ob das Leben nicht doch „mehr als das“ bietet.

Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten, da man unvorbereitet in die Geschichte hineinrutschen sollte und wie der Junge unwissend auf der Suche nach einer Antwort sein. Bei zu vielen Vorab-Informationen würde einem unheimlich viel genommen.

Viele Leser finden die ersten 200 Seiten langweilig; das kann ich so nicht unterschreiben. Zwar strotzt es anfangs nicht gerade vor Action, aber doch empfand ich „Mehr als das“ als hochspannend und war sofort in der Geschichte drin. Ich wollte einerseits wissen, was in des Jungen Vergangenheit geschehen ist und andererseits, wie es mit ihm weitergeht.
Sehr gelungen finde ich die Darstellung der Wandlung des Jungen. Bestimmt können sich viele Menschen mit seinen Gefühlen identifizieren. „Mehr als das“ ist in diesen Punkten auch verstehend und gleichzeitig tröstlich.

Den Schreibstil von Patrick Ness finde ich genial, obwohl dieser auch von vielen als gewöhnungsbedürftig beschrieben wird.

Dennoch hat „Mehr als das“ für mich auch seine Schwächen. Im letzten Drittel des Buches wird die Handlung zwar actionreicher, aber auch nervig, da immer wieder der gleiche Angreifer auftaucht, was mich stark an „New World – Die Flucht“ von Patrick Ness erinnert hat. In „Mehr als das“ war es zwar nicht ganz so extrem, da sich die Kampf- und Verfolgungsszenen durch einen deutlich kürzeren Teil der Handlung ziehen als bei „New World – Die Flucht“, obwohl es mir dennoch ein wenig aufgestoßen ist.

Wer handfeste Antworten sucht, wird möglicherweise das Buch unbefriedigt beenden, da so ziemlich alles offen bleibt. Bei „Mehr als das“ geht es hauptsächlich darum, was jeder einzelne Leser aus dem Buch mitnimmt und was jeder einzelne für sich persönlich hineininterpretiert. Dass Patrick Ness viele Fragen ungeklärt lässt, zeichnet seinen Roman auch aus. Und der Autor wollte es sich nicht anmaßen, auf bestimmte Dinge Antworten zu geben. Das Buch ist wie das Leben selbst, es gibt nicht immer eindeutige Antworten.

Ich kann nicht garantieren, dass jedem „Mehr als das“ gefällt, meiner Schwester zum Beispiel hat es nicht so gut gefallen wie mir, obwohl wir normalerweise einen ähnlichen Geschmack in Sachen Bücher haben. Das Buch ist schlichtweg polarisierend und man kann nicht vorhersehen, wie es einem bestimmten Leser gefallen wird. Einzig und allein bleibt daher zu sagen, dass es anspruchsvoll ist und den Leser herausfordert – in Inhalt und Sprache. Es wirft gewohnte Lesemuster über Bord.

Fazit: „Mehr als das“ ist vor allem eines: mehr als das, was es zu sein scheint und anders als gedacht. Für einige Leser scheint es allerdings zu wenig zu sein. Mich allerdings hat dieses inspirierende Buch mit vielen neuen Gedanken zurückgelassen.