Rezension

Philosphie light

Homo Novus - Christoph Andreas Marx

Homo Novus
von Christoph Andreas Marx

Bewertet mit 2.5 Sternen

Persönlich würde ich Homo Novus nicht als Roman bezeichnen. Es ist eher eine Geschichte, eine Erzählung. Sie handelt von einem gewöhnlichen Mann, der auf einem Foto in einer Zeitschrift einen Doppelgänger erblickt. Unglaublicherweise scheint dieser ihm äusserlich absolut zu gleichen. Es stellt sich eine Art menschlicher Kettenreaktion und weiterführende Auswirkungen dieser Kenntnis ein und ich habe neugierig  die Ereignisse um das in  Wechselspannung gezeichnete Doppelgängerpaar verfolgt. Denn so sehr die Beiden sich gleichen so unterschiedlich scheint ihr Lebensweg bzw. ihre persönliche Geschichte. Den Doppelgänger lernt man bei einem beinahe selbstherrlichen, arrogant überzeugten Vortrag zur Gentechnologie kennen, was dem Buch eine besondere und beklemmende würzige Atmosphäre verleiht. Angestupst durch die verwirrende Kerngeschichte des Doppelgängers wird man als Leser mit dem  Schwergewichtsthema der Gentechnik konfrontiert. Entsprechend inspiriert habe ich mich parallel zur Lektüre des Buches, zum aktuellen Stand dieser Technik informiert. Das sind eindeutig die Stärken der Geschichte, die sich recht leicht und flott lesen lässt. Der spannende Verlauf, diese grosse Thematik um Individualität, Einzigartigkeit gekoppelt mit Fragen um technische Möglichkeiten und moralischer Einstellung dazu; auch zeitgemässe Elemente bzgl. der Tücken und Gefahren unserer digitalen Welt sind aufrüttelnd eingestreut. 

Leider wirkten andere Aspekte des Buches weit weniger inspirierend. Da ist die generelle Erzählweise, sie scheint eigenartig forciert und so sorgsam konstruiert, dass ganze Szenen und Dialoge wenig authentisch und lebendig wirken. Vor allem die weiblichen Figuren sind zwar im Ansatz interessant und liebevoll angezeichnet aber nicht wirklich zum Leben erweckt. Die `philosphische` Wandlung eines der Protagonisten vom `alten Leid` zu einem Art `Homo Novus`, nicht verursacht durch angewandte Technik, sondern durch gelassene, innere Erkenntnis ist eigentlich ein wunderbare Perspektive, wird jedoch sehr komprimiert abgehandelt. Dennoch ist sie da die schimmernde Erkenntnis, dass das erschöpfende Streben nach Erfolg, immer mehr und `besserer’‘ Technik weit zurück fällt im Angesicht von Erkenntnis, und liebevollem Denken und Handeln. Ich hätte der Erzählung mehr Weite und erzählerische Kraft gewünscht. Das spannende Thema der Genetik, was einer ständigen Diskussion in unserer technik affinen Gesellschaft würdig wäre, das Ringen und Streben um Individualiät und Identität hätte mehr Raum oder Feuer verdient und  das Buch `Homo Novus` vielleicht die Chance nutzen können den/die Leser*in tiefer in diese  Auseinandersetzung zu verstricken. Es ist eine eigentlich spannende Geschichte, lau erzählt und kurz nach der Lektüre verblassend. Leseempfehlung für inspirierende Thematik, Ansatz und grundsätzliche Idee, Abzug für Umsetzung und Sprache.