Rezension

Phobien von A-Z

Lexikon der Angst - Annette Pehnt

Lexikon der Angst
von Annette Pehnt

Bewertet mit 4 Sternen

Die bedrückende Angst vor der Stille. Die schwarze Angst vor der Einsamkeit. Die verwirrende Angst vor der Ablehnung. Die heiße Angst vor dem Spott. Unsere Angst hat viele Gesichter. Messerscharf ergründet Annette Pehnt unsere Ängste, wie sie uns auf Schritt und Tritt verfolgen, uns lächerlich machen und todtraurig, hellwach und zutiefst unsicher. Sie lähmen uns, halten uns einen Spiegel vor, fressen uns auf und befeuern uns. Die Angst ist ein Alleskönner, deshalb kennt sie jeder. (Verlagsseite) 

45 kleine Erzählungen und Kurzprosastücke von 2-5 Seiten Länge, die nach dem Alphabet ihrer Titel sortiert sind.
In den Geschichten agieren eine „Sie“ und / oder ein „Er“, stets namenlos.

Ängste oder Spleens? Einbildung, Phantasie oder Realität? Phobie oder Sinnestäuschung? 

Die namenlosen Protagonisten aus Pehnts Erzählungen fechten alle irgendeinen Kampf aus, der ihren Alltag bestimmt; sie ängstigen sich im Dunkeln, vor Publikum, vor der Sonne, aber auch vor Milch oder dem Autofahren. Und fürchten immer wieder Begegnungen, Nähe und gleichzeitig die Einsamkeit. 

Ein umfassendes Kaleidoskop alltäglicher Qualen legt Pehnt vor. Gerade die Alltäglichkeit und das Nicht-Fassbare der nagenden Gefühle beschreibt sie mit leichter Hand und erlaubt tiefe Einblicke nicht nur in die Herzen und Köpfe der Ängstlichen. Wenn sich die leidigen, verstörenden Emotionen der fiktiven Personen im Unbehagen des Lesers spiegeln, hat sie ihn erwischt. Denn vor absurden Ängsten ist auch der Mutigste nicht gefeit. 

Auch der lächerlichsten Angst begegnet Pehnt mit Respekt, dennoch bietet sie keine schwere, tragische und mühselige Lektüre an. Oft erkennt man das Augenzwinkern, manchmal überwiegt der Galgenhumor, und bisweilen weiß eine Figur um das Irrationale ihrer Gedanken und Handlungen.

Nicht zuletzt weist Pehnt gleichzeitig Komik und Tragik selbst erfüllender Prophezeiungen nach. Zumindest eines passiert, wenn der Ernstfall eingetreten ist: Die Angst gibt zunächst einmal Ruhe. Bis zum nächsten Schub.