Rezension

Poetisch und philosophisch

Die Unvollkommenheit des Glücks -

Die Unvollkommenheit des Glücks
von Clara Maria Bagus

Bewertet mit 4 Sternen

„Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt. Und wen man liebt, verändert alles.“

Es ist die Magie eines kurzen Augenblicks und ein einziger Kuss, der Ana und Lew in Erinnerung bleibt, nachdem sich ihre Wege wieder trennten. Abwechseln erzählt Clara Maria Bagus die Geschichte von zwei Menschen, deren Schicksal verbunden ist. Die 42-jährigen Ana, eine destruktive Beziehung hinter sich, die ein ausgeprägtes Innenleben und eine depressive Schwere, das moderne Leben auszuhalten, von ihren Mitmenschen abgrenzt. Der 45-jährige Lew ist freiheitsliebend und unabhängig. Er zieht mit brennender Begeisterung in den Krieg und misst der düsteren Prophezeiung seiner Mutter keine Bedeutung bei, denn er muss es mit eigenen Augen sehen, um zu begreifen, das der Triumph des Krieges, „die Opfer nie rechtfertigen kann.“ 

Clara Maria Bagus schreibt von falschen Entscheidungen und Tiefschlägen und wie es gelingt, sich trotz aller Widerstände und Sackgassen ein neues Leben zu erschaffen, denn das Glück ist unvollkommen. Bagus versteht es, viele philosophische Gedankenanregungen poetisch und philosophisch einfließen zu lassen. Sei es der Sinn des Lebens, deren Lehrstelle die Religion einst füllte, oder das Hadern mit sich und der Welt. „Erst muss sie herausfinden, wer sie ist, was sie ausmacht, was sie will und was nicht. Nur dann kann sie ihren Platz finden.“ Manchmal ist das Buch schwermütig, die Beschreibungen des Krieges grausam, während sich die tieferen Details schärfen. Es lässt sich nicht vorhersehen, wie und ob Ana und Lew sich wiedersehen werden. Aber dieser Roman nimmt eine besondere Wendung, die spannend und mitreißend beschrieben wird und das Herz wärmt.

„Ein gutes Buch ist wie ein Gewand, das aus einem Stück Stoff des Universums für seine Leser gefertigt worden ist. In das man sich einhüllen und an dem man sich wärmen kann.“