Rezension

Polarisierender Krimi

Ehre, wem Ehre . . .
von W. W. Domsky

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch „Ehre, wem Ehre“ stammt aus der Feder von W. W. Domsky. Dies ist ein Pseudonym der Schriftstellerin Gabriele Brinkmann, die auch schon unter dem Pseudonym Minck & Minck einige Ruhrgebietskrimis verfasst und sich damit einen Namen gemacht hat. Dieses Buch befasst sich mit einem recht brisanten Thema - dem Thema „Ehrenmord“ - und sorgte deshalb schon vor Veröffentlichung für Aufsehen: Der ursprüngliche Verlag nahm das Buch relativ kurzfristig aus dem Programm, aus Angst vor Repressalien durch Islamisten aufgrund islamfeindlich verstandener Passagen. Der Leda-Verlag ließ sich davon aber nicht beeindrucken und übernahm die Herausgabe des Buchs.

In Bochum wird ein türkischer Metzger angegriffen: Aus einem vorbei fahrenden Auto werden Schüsse abgegeben, dabei kommen 3 Menschen zu Tode. Der Leiter der Mordkommission glaubt von der ersten Minute an, dass es sich bei dem Angriff um den Ausläufer eines Bandenkriegs handelt. Kommissarin Thea Zinck, schwer alkoholsüchtig und bei den Kollegen daher eher unbeliebt, ist nicht überzeugt von der Theorie. Für sie ist klar, dass die Familie einer bei diesem Anschlag getöteten türkischen Frau dahinter steckt. Ein sogenannter „Ehrenmord“. Sie betreibt ihre eigenen Ermittlungen in diese Richtung mit einer Schärfe und Brutalität, die ihr immer wieder Ärger mit ihren Vorgesetzten einbringt, bis sie schließlich suspendiert wird. Doch selbst dann gibt sie ihre Ermittlungen nicht auf…

Ein spannender Krimi mit einer allerdings sehr gewöhnungsbedürftigen Ermittlerin. Thea Zinck ist in einem Stadium der Alkoholsucht angekommen, bei dem man sich fragt, wie sie es überhaupt noch schafft arbeitsfähig zu sein und gleichzeitig so gezielte Schlüsse aus den vorliegenden Indizien ziehen zu können. Sie ist praktisch permanent betrunken und trinkt sogar ganz offen vor ihren Kollegen und Vorgesetzten aus ihrem Flachmann. Das ist teilweise schon sehr überzeichnet und übertrieben. Leute, die bekanntermaßen dem Alkohol derart verfallen sind, würden sicherlich nicht mehr mit einer Dienstwaffe auf die Menschheit losgelassen. Zincks Auftreten als Ermittlerin ist extrem rüde, vor allem der türkischen Familie gegenüber. Ihre Aussagen sind krass, rufen aber die gewünschten Reaktionen hervor. Insgesamt fand ich den Krimi sehr spannend, am Ende wird noch einmal mit einer überraschenden Wendung aufgewartet. Die Sprache war mir teilweise zu gossenhaft, dies sollte aber wohl den Charakter der Ermittlerin besonders hervorheben. Auf jeden Fall ein Krimi, der polarisiert. Mir hat er gut gefallen.