Rezension

Politischer Krimi

Blutgold -

Blutgold
von Michael Jensen

Bewertet mit 3 Sternen

Berlin in den zwanziger Jahren. Aber nicht in den Goldenen sondern bei den Menschen die gerade so überleben, noch nicht die Ärmsten der Armen aber nicht sehr weit davon entfernt. Die Menschen die die Zeche zahlen die von den da oben in Auftrag gegeben wurde. Der Krieg ist gerade zu Ende, der Kaiser musste abdanken und viele verschiedene politische Gruppierungen liefern sich Straßenschlachten.  Es wird gehungert, gestorben und die Verzweiflung macht sich überall breit. Das ist das Leben der Brüder Sass die in dieser Zeit als Panzerknacker zur Berühmtheit gelangen sollen.
Es ist ein hochpolitischer Krimi. Es geht nicht nur um Mord und Totschlag, Einbruch, größere oder kleinere Verbrechen. 
Der Autor gibt uns einen Einblick in die Zeit die wir heute als die goldenen Zwanziger kennen. Mittlerweile versuchen Andere das Bild etwas gerade zu rücken.
Dieser Roman kommt den Geschichtsbüchern wesentlich näher. Die Stimmung auf der Straße wird fühlbar.
Wir wissen das Klima war der Wegbereiter für den Nationalsozialismus. Aber warum hat niemand versucht es zu stoppen. Ein warum erfahren wir vielleicht hier. Es ist die tiefe Scham, Verzweiflung die anscheinend jeden betroffen hat. Jeder meinte dann seine Methode sei die Beste um aus diesem Elend heraus zu kommen. Der Nächste meinte dann der oder der ist das kleinste Übel gegen das Große. 
Der Roman ist auch eine Biographie der Brüder Sass, die sich erst mit kleineren Gaunereien über Wasser halten, dann aber durch den politischen Strudel in größere Geschichten hineingeraten. 
Das Ganze ist als Trilogie angelegt, mich interessiert wie es weitergeht, denn über diese Personen der Geschichte habe ich nur mal den Namen gehört.
Das Buch war nicht einfach zu lesen, denn die politischen Überzeugungen und nach meiner Meinung und auch aus heutiger Sicht unakzeptablen verqueren Ansichten über Menschen sind schwer zu ertragen. Im geschichtlichen Kontext muss es so geschrieben werden, denn sonst käme kein Verständnis für den Fortgang der Geschichte zustande.
Der Autor erklärt einige Einzelheiten im Nachwort, wofür ich sehr dankbar war. Denn wir leben heute in einer sehr privilegierten Zeit.