Rezension

Politthriller - spannend bis zur letzten Seite

Schattenmänner - Christian V. Ditfurth

Schattenmänner
von Christian v. Ditfurth

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Perle deutschsprachiger Kriminalliteratur ist der Politthriller „Schattenmänner“, der vierte Band in Christian von Ditfurths (65) vor fünf Jahren gestarteter Reihe um den recht ungewöhnlichen Hauptkommissar Eugen de Bodt, dem Schrecken aller Vorgesetzten im Berliner Landeskriminalamt. Bei den Kollegen nicht weniger unbeliebt, aber mit ihrem Chef als Trio unschlagbar, sind seine zwei Mitarbeiter, die Kommissarin Silvia Salinger und der deutsch-türkische IT-Spezialist Ali Yussuf. Wieder einmal lösen sie einen scheinbar unlösbaren Fall höchster politischer Brisanz – auch unter gelegentlicher Missachtung der Dienstvorschrift.

Es beginnt mit einem Mord in Berlin. Eigentlich Routine, wenn es sich nicht um die Geliebte eines aus Bayern stammenden Bundesinnenministers handeln würde, die zehn Jahre nach der Geburt einer Tochter nun ein zweites Kind von ihm erwartet. Bald gibt es weitere Morde in Deutschland und Frankreich, die anfangs wie Unfälle erscheinen. Doch alle Opfer waren Mitglied einer harmlosen Facebook-Katzengruppe. Dann findet de Bodt eine weitere Gemeinsamkeit: Alle haben direkt oder indirekt in Deutschland für Krauss-Maffei-Wegmann oder in Frankreich für Nexter Systems gearbeitet, zwei führende Rüstungskonzerne. Geht es also um Spionage? Wer sind die „Schattenmänner“, die Killer, die Auftraggeber? De Bodt und seine Mitarbeiter tappen lange im Dunkeln. Noch ominöser wird es, als plötzlich Merkow in Berlin wieder auftaucht, Agent des russischen Geheimdienstes und Putin-Vertrauter. Auch de Bodt nutzt hin und wieder seine engen Verbindungen zur Kanzlerin, hatte er ihr doch einmal das Leben gerettet. Seitdem hält sie ihre schützende Hand über den eigenwilligen Kriminalisten, der bei seinen Ermittlungen ohne Rücksicht auf Dienstvorschriften stur seinen Weg geht. Selbst wenn seine Vorgesetzten diesen unbequemen Hauptkommissar wegen Dienstvergehens oder zum eigenen Schutz suspendieren, ermittelt de Bodt mit seinem Team heimlich weiter.

Das Faszinierende an Ditfurths Politthrillerreihe ist die Verbindung einer aktuellen Gemengelage aus Politik, Industrie und Wirtschaft, tagesaktueller Themen mit politischer Brisanz und einer überaus spannenden Handlung – eine gelungene Verquickung von Fakten und Fiktion. Als Leser „erlebt“ man diesen Roman förmlich, die Themen kennt man aus den Nachrichten.

Ditfurths größtes Pfund ist aber sein ungewöhnliches Ermittlertrio: Der Chef Eugen de Bodt, humanistisch gebildet, intellektuell allen anderen überlegen, ständig mit philosophischen Zitaten nervend, in den Augen vieler deshalb arrogant und snobistisch, am Ende aber immer erfolgreich. Sylvia Salinger, in der Liebe hoffnungslos gescheitert, ebenso hoffnungslos in ihren Chef verknallt, eine fähige Kriminalistin. Sie ist gewissermaßen die „Klammer“ zwischen den Extremen, dem humanistisch gebildeten Chef und dem cleveren IT-Spezialisten Ali Yussuf, vom Leben gebildet, auf Berlins Straßen groß geworden, nicht auf den Kopf gefallen, aber mit der Zappelkrankheit ADHS geschlagen, umso schlagfertiger mit dem Mund. Der ständige ironisch-sarkastische und geistreiche verbale Schlagabtausch zwischen den Dreien sind das Salz in dem Krimi-Leckerbissen. Ditfurth ist es auch in seinem vierten Roman wieder meisterhaft gelungen, Spannung und Tempo unverändert beizuhalten. Ich halte diese Krimis momentan für die besten Politthriller im deutschsprachigen Raum – hochaktuell, hochbrisant, hochspannend.