Rezension

Post Europa

Wasserscheiden - Alfred DeMichele

Wasserscheiden
von Alfred DeMichele

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 2052 hat sich nach dem großen Zusammenbruch der Weltwirtschaft ein neues System herausgebildet. Die Grenzen der Regierungseinheiten orientieren sich nicht mehr an den ehemaligen willkürlich gezogenen Landesgrenzen, sondern an den natürlichen Wasserscheiden der Flüsse. Auch wenn es zunächst eine Zeit des dramatischen Niedergangs gab, ist die Menschheit inzwischen wieder dabei florierende Wirtschaftssysteme zu bilden. In Wien wird eben jetzt ein Freund und Arbeitskollege von David Jonas getötet. Möglicherweise hatte sein Tod etwas mit den geheimnisvollen Andeutungen zu tun und einem Datenträger, den er David übergeben hat. In Rom gerät Gianna Marconi ins Visier eines Mörders, weil sie geheime Unterlagen aus dem Vatikan für eine ihrer Reportagen verwenden wollte.

 

Auch nach dem Crash muss die Welt nicht komplett verloren sein. Nach dem Zusammenbruch der Finanz- und Versicherungsmärkte, dem Platzen der Kreditblase, verlieren die meisten Menschen ihre Rücklagen. Manche zerbrechen daran, andere fangen von Null an, adaptieren die veränderten Gegebenheiten. Nach und nach bildet sich ein anderes System, aber doch ein System, etwas, wonach sich die Menschen richten können, was ihrem Leben Struktur gibt. Doch nach etlichen Jahren ist die neue Welt zwar anders, aber doch ähnlich. Wieder bilden sich reiche und arme Landstriche, wieder gibt es Wohlhabende und solche, die das Nachsehen haben. Was also kann in der geheimnisvollen Datei verborgen sein, dass dafür über Leichen gegangen wird.

 

Ein Autor, der sein Buch schreiben musste, es im Selbstverlag herausbringt und es dann mit all seinen Fehlern und Ungenauigkeiten dem Publikum überschreibt. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der durchaus funktioniert, denn trotz der kleinen Unzulänglichkeiten ist dem Autor ein spannender post-apokalyptischer Thriller gelungen. Keine große Naturkatastrophe zerstört die Welt, nein, die Geldmengenblase auf den Finanzmärkten platzt. Ein Szenario, das einer künftigen Realität durchaus nahekommen kann. Und die Menschheit fängt wieder an, sie bildet wieder Strukturen. Ein hoffnungsvoller Ansatz, würde es nicht wieder Probleme geben, deren angestrebte Lösungen den vorherigen in großen Teilen ähnlich sind. Geschickt werden die verschiedenen Handlungsstränge aufeinander zugeführt und ergeben dann einen spannenden Thriller, der für die Gegenwart das Fürchten lehrt und für die Zukunft befürchten lässt, dass zwar wieder nichts gelernt wird, die Welt aber doch weiter besteht.