Rezension

Pränataldiagnostik ... Fluch oder Segen?

Warum wir - Carsten Otte

Warum wir
von Carsten Otte

Bewertet mit 4 Sternen

~~Klappentext
Ein sommerlicher Tag am Baggersee. Es schmeckt nach Pommes, Kinder spielen im Wasser. Jan und Nina genießen das Familienidyll. Er freut sich, zum ersten Mal Vater zu werden, und sie ist glücklich, dass ihre dritte Schwangerschaft gut verläuft. Eher beiläufig erwähnt Nina einen Termin: Babyfernsehen und Bluttest, sagt sie, dann sind wir auf der sicheren Seite. Doch die Ultraschallbilder liefern erste Hinweise auf Fehlbildungen. Nach quälenden Untersuchungen steht die Diagnose fest: Trisomie 13, Pätau-Syndrom. Und jetzt? Was tun?
Nina möchte ihr Kind abtreiben. Jan aber will seine Tochter nicht aufgeben. Ein Alptraum beginnt.
Wer hat das Recht, sagt er, den Tod des Kindes zu beschließen? Aber soll das behinderte Kind, sagt sie, auf die Welt kommen, um womöglich zu leiden? Beide Argumente greifen nicht – und verschwimmen in Tränen.

Eben noch schweben Jan und Nina im siebten Himmel ... sie bekommen ein Kind. Für Nina ist es das dritte Kind und für Jan das erste Kind. Voller Freude gehen sie zur Vorsorgeuntersuchung, um die ersten Bilder ihres Kindes zu sehen. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf. Erste Anzeichen für eine Behinderung sind auf den Bildern zu erkennen. Nach einer pränatalen Diagnostik steht fest … das Kind hat Trisomie 13. Die Überlebenschancen sind sehr gering. Nun müssen sich die beiden entscheiden was mit ihrer Tochter Emma, denn es ist ein Mädchen geschieht.  Ein emotionales Ringen um Leben und Tod beginnt … aber wie wird es enden?

Dieses Buch ist echt heftig. An manchen Stellen musste ich das Buch unterbrechen, weil es mir sehr nahe ging. Ich habe mich im Netz über Trisomie 13 informiert und mir ging es da ähnlich wie Jan. "Ich sah was ich nicht sehen wollte, und dachte: Das Schlimmste im Internet sind die Bilder. Wenn es im Netz nur Texte gäbe, wäre die Welt eine bessere, (...) Ich schloss die Seite und dachte: Das Beste im Internet sind doch die Bilder. Wenn es im Internet nur Texte gäbe, wäre die Angst viel mächtiger." (S. 47). Es ist wirklich erschütternd was man da zu sehen bekommt. Doch dann gibt es die vielen Geschichten, von Eltern erkrankter Kinder die Mut machen.

Carsten Otte greift ein Thema auf, welches sich nicht so ohne weiteres abhandeln lässt. Daher frage ich mich, ist diese Pränataldiagnostik eher Segen oder eher Fluch? Was würde ich machen, wenn ich eine solche Diagnose wie Jan und Nina bekommen würde? Wie würde ich mich entscheiden … für das Leben (Du sollst nicht töten) oder für eine Abtreibung (wie kann ich meinem Kind ein Leben mit viel Leid und Schmerzen zumuten). Ehrlich gesagt, ich weiß nicht wie ich entscheiden würde. Und daher bin ich beim Lesen dieses Buch an meine Grenzen gestoßen. Einmal war ich für die Abtreibung, dann wieder habe ich gedacht … bitte lasst dieses Kind leben …

Dieses Buch halte ich für sehr lesenswert, allerdings nicht wenn man schwanger ist oder vor hat noch ein Kind zu bekommen. Es würde einen zu sehr belasten, es sei denn man kann es mit dem nötigen Abstand lesen.