Rezension

Quo vadis?

Die letzte Melderin - Michael G. Spitzer

Die letzte Melderin
von Michael G. Spitzer

Komplexe Welt, die in diesem ersten Teil leider zu viele Fragen offen lässt.

Begleitend zu dieser Dystopie nahm ich an einer Leserunde teil, die vom Autor selbst veranstaltet wurde. Das war gut, denn ohne seine Erläuterungen hätte ich insgesamt einen schlechteren Eindruck von diesem Buch. Gezeigt hat es mir vor allem eines: Das, was ich lese, muss nicht unbedingt das sein, was der Autor beabsichtigt. Gleichzeitig würde ich behaupten wollen, dass es doch eben darum gehen sollte, die Leser da hinzubekommen, wo man sie haben möchte.

Woran liegt es, dass das bei diesem Buch für mich nicht so richtig funktioniert, das habe ich mich lange gefragt. Irgendwann kam ich der Antwort dann etwas näher: Mir fehlte der Zugang zur Hauptfigur Dan, die emotional sehr verschlossen wirkt, sodass ich ihre Handlungen und Entscheidungen oft nicht nachvollziehen konnte. Häufig kam sie mir wie ein Roboter vor, die die ihr auferlegte Aufgabe in dieser dystopischen Welt immer weiterverfolgt, egal, ob sie gerade einen wichtigen Menschen verloren hat oder nicht.

Was auch sehr schwierig war: Wie ich vom Autor erfahren habe, ist dieser Mehrteiler eigentlich ein einziges, mehr als 1000 Seiten starker Wälzer, der aufgeteilt wurde. Und das merkt man leider sehr deutlich. Dieser Teil endet abrupt, quasi mittendrin und lässt dadurch nahezu jede Frage offen, die ein Leser sich bei dieser doch sehr komplex konstruierten Dystopie stellen kann. Hinzu kommt: Der zweite Teil ist noch nicht erschienen, sodass es eines guten Gedächtnisses erfordert, den ersten Band zu erinnern. Daraus habe ich jedoch eines gelernt: Nicht jede*r Autor*in kann publizieren, wie sie*er will, vermutlich ist es schon schwer genug, überhaupt von einem Verlag angenommen zu werden. Und als relativ Unbekannte*r gleich einen 1000-Seiter auf den Markt zu bringen ... seien wir ehrlich, da traut sich doch keiner ran.

Fazit: Letztlich lande ich bei drei Sternen. Ich denke, Michael G. Spitzer kann durchaus noch an seinem Stil feilen, um alles etwas „runder“ zu machen. Insgesamt ist es ein interessantes Szenario, was er hier spinnt, jedoch hängt es ohne die Beantwortung wenigstens ein paar der relevanten Fragen irgendwie im luftleeren Raum.

Vielen Dank an Lovelybooks und den Hybrid Verlag für das Rezensionsexemplar und an Michael G. Spitzer für die aufschlussreiche Leserunde.