Rezension

Rabenschwarz und hoffnungslos

Brüche
von Derek Nikitas

~~"Brüche" ist nach "Scheiterhaufen" das zweite Buch des amerikanischen Autors Derek Nikitas, das in der deutschen Übersetzung im Seeling Verlag erschienen ist.

 Der amerikanische Autor hat einen sehr komplexen Roman geschrieben, der den Leser in die dunkelsten Abgründe seiner Protagonisten mitnimmt. Die Erzählweise ist unkonventionell, ist allerdings den drei untergeordneten Plots geschuldet, zwischen denen Nikitas elegant hin und herwechselt:

 Da ist zum einen die Geschichte von Jodie Larkin, die als Putzfrau arbeitet und am Rande des Existenzminimums lebt. Als sich ihr bei einem reichen Kunden die Gelegenheit bietet, eine große Menge offen herumliegendes Bargeld zu entwenden, greift sie ohne Skrupel zu. Und nachdem sie sich dann auch noch ein Auto unter den Nagel reißt, steht der Fahrt zu ihrem Sohn Calvin, den sie nach einer Teenager-Schwangerschaft zur Adoption freigegeben hat, nichts mehr im Wege.

 Deputy Sam Hartwick lebt mit Frau und Tochter ein kleinbürgerliches Leben, überschattet von der Krebserkrankung seiner Frau, das nach einer routinemäßigen Verkehrskontrolle aus den Fugen gerät.

 Wynn Jonston, ein hochbegabter Mathematikstudent, für den die Regeln und Normen der Gesellschaft keine Gültigkeit haben, ist mit einem Freund auf der Suche nach dessen Schwester und sitzt in dem Auto, das der Deputy kontrolliert.

 Ganz "normale" Menschen, die an einem bestimmten Punkt ihres Lebens schuldig wurden. Und diese Schuld wirkt nicht nur bis in die Gegenwart hinein, sondern fordert auch irgendwann ihren Tribut. Natürlich kreuzen sich die Wege dieser Figuren, und die Ahnung des Lesers wird bestätigt: Diese Geschichte kann und wird nicht gut ausgehen, denn diese unterschwellig vorhandene Gewalt muss sich ihren Weg nach außen bahnen.

 Die Stärke des Autors liegt zum einen in seinem Umgang mit Sprache – da sitzt wirklich jedes Wort. Zum anderen muss man die Ausarbeitung der unterschiedlichen Charaktere hervorheben, die alle, aber auch wirklich alle, bis in die kleinste Nebenrolle detailreich angelegt und lebendig beschrieben sind, so dass deren innere Konflikte sowie das nachfolgende Verhalten jederzeit nachvollziehbar sind. Virtuos fächert Nikitas diese verschiedenen Persönlichkeiten auf und fügt diese zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen.

 Rabenschwarz und ohne Hoffnung, und gerade deshalb so beeindruckend!