Rezension

Raffiniert konstruiertes Familiendrama

Eine perfekte Familie -

Eine perfekte Familie
von Liane Moriarty

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Roman trägt die typische Handschrift von Liane Moriarty. Wie schon in „Big Little Lies“ geht es auch hier um Geheimnisse, häusliche Gewalt und eine Ermittlung, die diesmal nicht vier Freundinnen, sondern eine sechsköpfige Familie betrifft.

Den Spannungsbogen bildet das Verschwinden der Mutter Joy Delaney, was die erwachsenen Töchter und Söhne auf den Plan ruft. Diese am Anfang wie Voyeure aus der Sicht eines Uber-Fahrers oder einer Kosmetikerin einzuführen, fand ich originell. Die Handlung springt immer wieder ein halbes Jahr zurück, als eine fremde junge Frau in das Leben von Joy und ihrem Ehemann trat und die Leere in ihrem Rentnerdasein füllte. Hat sie etwas mit Joys Verschwinden zu tun?

Familien bieten bekanntlich guten Stoff für spannende Geschichten, doch wie Liane Moriarty die Delaneys seziert und jedes Detail auslotet, ist kaum zu toppen! Das Verhältnis und die Dynamik zwischen den Geschwistern sowohl untereinander als auch zu den Eltern, die vom Tennis besessen sind, die unerfüllten Erwartungen, Anschuldigungen und gescheiterten Lebensträume werden genauestens unter die Lupe genommen – stellenweise sehr ausschweifend, aber aufschlussreich. Es ist ein packender Pageturner mit feinsinnigem Humor und überraschenden Wendungen, in dem scheinbar nebensächliche Details zum Schluss einen Sinn ergeben.