Rezension

Raif Efendi und die Malerin

Die Madonna im Pelzmantel, Jubiläumsausgabe. - Sabahattin Ali

Die Madonna im Pelzmantel, Jubiläumsausgabe.
von Sabahattin Ali

Bewertet mit 5 Sternen

eine Entdeckung

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde bei Instagram gelesen und freue mich sehr darüber.

Sabahattin Ali erzählt die Geschichte Raif Efendis, eines unscheinbaren Mann, der alles stoisch über sich ergehen lässt. Sei es die Kritik seines Chefs an seiner Arbeitsweise, sei es die Familie, die ihn ausnutzt und ihn spüren lässt, dass sie ihn im Grunde nur duldet. Warum verhält er sich so?

Der Autor lässt zwei Ich-Erzähler berichten. Zum einen gibt es einen namenlosen Kollegen, der mit Raif Efendi in einem Zimmer sitzt und ihn während einer Krankheit besucht. Ihm ist Raif Efendis Verhalten unbegreiflich, bis dieser ihn bittet, seine persönlichen Sachen aus dem Büro zu bringen. Darunter ist ein Schreibheft, in dem Raif Efendi seine Geschichte notiert hat. Seine Geschichte spielt im Berlin der 20ger Jahre des letzten Jahrhunderts und in der Türkei, in die Raif Efendi nach dem Tod seines Vaters zurückkehrt. Die Atmosphäre sowohl in Berlin als auch in der Türkei wird gut beschrieben.

Im Mittelpunkt jedoch steht die Liebesgeschichte zwischen Raif Efendi und der "Madonna im Pelzmantel", einer Malerin, deren Bild ihn sofort verzaubert. In ihr hat er eine Seelenverwandte gefunden. Die Beziehung ist nicht unproblematisch, sehr vorsichtig nähern sich die beiden an. Dies wird von Sabahattin Ali sehr einfühlsam beschrieben. Die Übersetzung von Ute Birgi empfinde ich als sehr gelungen, soweit ich das beurteilen kann. Denn ich bedauere, dass ich diesen Roman nicht im Original lesen kann.

Das Nachwort von Maike Albath stellt den Autor und das Werk näher vor und ist zum Verständnis sehr hilfreich.

Fazit: für mich eine Entdeckung