Rezension

Realität oder Fiktion?

Der Augentäuscher - Mathias Gatza

Der Augentäuscher
von Mathias Gatza

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman spielt abwechselnd im barocken späten 17. Jahrhundert und der Gegenwart und beginnt mit einem Eintrag auf der Internetseite des nicht genannten Herausgebers des Buches "Der Augentäuscher". In diesem Eintrag kündigt der Herausgeber an, "das Bild des deutschen Barocks, die gesamte Bildgeschichte und die Kunstgeschichte überhaupt" neu zu schreiben und aus sich einen gemachten Mann zu machen, akademisch, gesellschaftliche wie auch finanziell.
In einer Mischung aus Briefroman, Thriller und Wissenschaftsfarce gelingt es Matthias Gatza, auf verschiedenen Ebenen einerseits die Geschichte des Malers Silvius Schwarz, der mit seinen auf fotografischen Techniken beruhenden Porträts seine Mitmenschen im barocken Dresden schockiert sowie eine zeitlich parallel statt findende Mordserie unter Kastraten und anderen Sängern des Dresdner Hofes zu erzählen, derer Schwarz als Täter verdächtigt und schließlich hingerichtet wird. In der Gegenwart spielt die Handlung um den Herausgeber des Buches, ein erfolgloser Kunsthistoriker, der durch Zufall an eine Metallplatte mit schemenhaften Konturen kommt, die er als Rest eines Fotos aus dem 17. Jahrhundert von Hand des Malers Silvius Schwarz definiert. Auf abenteuerliche und nicht immer legale Weise gelangt der Herausgeber" zudem an sechs Papier-Bögen, welche das Leben, Wirken und Sterben des Malers beschreiben. Der gescheiterte Historiker, mittlerweile Hartz-IV-Empfänger widmet sein Leben obsessiv der Erforschung des bis dahin unbekannten Malers Silvius Schwarz sowie der vermeintlich von diesem gemachten ersten Fotografie, lange vor der anerkannten Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert. Der Herausgeber" hat jedoch eine Konkurrentin: die Professorin Sandra Kopp, eine schöne, kluge und gut situierte Kunsthistorikerin, die im Besitz eines Briefwechsels zwischen Silvius und seiner Cousine und Geliebten Sophie, einer für ihre Zeit hochintelligente Frau, ist. Auch diesen Briefwechsel bringt der Herausgeber" in seinen Besitz und spinnt ihn in sein Buch ein. Aus einem Füllhorn an Themen, verschiedenen Sprachstilen und Genres hat Matthias Gatza einen Roman entwickelt, der einen hohen Anspruch an seine Leser stellt. Der Klappentext führt leider in die Irre, lässt sich dahinter eher ein Krimi der anspruchsvollen Art vermuten. Wer sich dennoch auf das Buch einlässt, wird durchaus belohnt durch eine Fülle an Informationen und Denkanregungen ... und sei es am Ende nur durch die Frage: Was ist echt und was ist Täuschung?"