Rezension

Regt zum Nachdenken an

Im Bann des Bösen -

Im Bann des Bösen
von Alexandra Przyrembel

Autorin Alexandra Przyrembel nähert sich mit ihrem sorgfältig recherchierten Buch einer berühmt, berüchtigten Frau an: Ilse Koch. Sie gilt im Nachkriegsdeutschland als Inbegriff des Bösen, der Bestie von Buchenwald.

 

Die Autorin beleuchtet Ilse Koch von mehreren Perspektiven. Wie kommt es, dass ein junges, in einer bürgerlichen Familie aufgewachsenes Mädchen, eine solche „Karriere“ hinlegt?

 

Schon 1932 tritt Ilse Köhler (1906-1967) der NSDAP bei und heiratet vier Jahre später Karl Otto Koch, den späteren Kommandanten des KZ Buchenwald. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Gelände des KZ. Ilse Koch ist eine der wenigen Frauen, die wegen NS-Verbrechen vor Gericht gestellt und auch verurteilt worden sind. Die Revision des Urteils von 1947, in dem ihre lebenslange Haftstrafe auf vier Jahre reduziert worden ist, sorgt für Empörung. 1949 wurde Ilse Koch abermals verhaftet und diesmal unter anderem wegen Anstiftung zum Mord im Jänner 1951 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 1967 beging sie in der Haft Suizid.

 

Meine Meinung:

 

Autorin Alexandra Przyrembel hat in akribischer Kleinarbeit die Prozessakten sowie unzählige Zeitungsberichte als Quellen zu diesem Buch herangezogen. Sie rekonstruiert die Biografie jener Frau, die als „Hexe oder Bestie von Buchenwald“ traurige Berühmtheit erlangt hat. Interessant sind einige Vorwürfe, wie zum Beispiel, dass sie tätowierte Menschen gezielt töten, hat lassen, um aus deren Haut Lampenschirme anfertigen zu lassen, nicht eindeutig belegbar sind.

Allein die Vorstellung, dass ein solcher existiert haben könnte, hat Ilse Kochs Ruf als Monster gefestigt.

 

In ihrem Buch geht die Historikerin unter anderem auch der Frage nach der Rolle der Frauen in der Nazi-Diktatur nach. Frauen spielten ja in der Politik keine Rolle. Lediglich als Wählerinnen, Lieferantinnen von Söhnen und kriegswichtigen Produkten sind sie geduldet.

 

Eine, in ihrer Boshaftigkeit herausragenden Person, wie Ilse Koch entspricht so gar nicht dem NS-Frauenbild. Koch dient in der Nachkriegszeit als eine Art negative Identifikationsfigur. Je mehr Brutalität, je mehr Gewalt oder Schuld Ilse Koch zugeschrieben werden konnte, desto mehr konnten sie andere von den Gräueltaten der Nazis distanzieren.

 

Das Buch ist oder vielmehr muss, ob zahlreicher Gräuel sachlich verfasst werden. Methodisch nähert sich die Autorin an Ilse Koch an und entwirft mit dieser klugen Studie ein kompaktes Bild des personalisierten Bösen.

 

Einige Fotos zeigen die scheinbare Idylle der Familie Koch und ergänzen den Blick auf eine berühmt-berüchtigte Person.

 

Fazit:

 

Diesem stellenweise verstörenden Buch gebe ich gerne 5 Sterne.