Rezension

regt zum Nachdenken an

Drüberleben
von Kathrin Weßling

Bewertet mit 4 Sternen

Ida Schaumann ist 24 Jahre alt und zum wiederholten Male am Ende ihrer Kräfte und ihrer Nerven. Ein Klinikaufenthalt in der Psychiatrie soll helfen, die Depression in den Griff zu bekommen, das Leben wieder zu regeln, den Sinn wiederzufinden, der unterwegs verloren gegangen ist, neuen Mut schaffen, auch die schönen Dinge des Lebens beleuchten, einem einfach wieder die Augen für das öffnen, was noch um einen herum passiert. Das Buch erzählt von Idas Weg während des Klinikaufenthaltes, von ihren Bekanntschaften, die sie macht, von Höhen und Tiefen.

Besonders fasziniert an „Drüberleben“ hat mich, dass es so authentisch und ehrlich geschrieben ist. Man kann sich in Ida hineinversetzen, da es auch keine seltene Diagnose ist, kann man sich gut vorstellen, dass es jede treffen kann, in der Familie, im Freundeskreis oder eben einen selbst. Der Leser bekommt einen Eindruck davon, was alles ein Auslöser sein kann, auch wenn einem bewusst ist, dass es noch viele mehr gibt. Das Buch ist geprägt von tiefen Emotionen und hat mich stark zum Nachdenken angeregt. Man hört in sich hinein, macht auch mal eine Pause mehr und gibt mehr Acht auf sich.

Das Buch hat bei mir auch noch etwas anderes bewirkt, ich habe einen anderen Blick auf die Menschen bekommen, mit denen ich im Krankenhausalltag teilweise zu tun habe. Man kann sich besser vorstellen, was in manch einem Kopf so vorgeht und wie falsch man sich selbst teilweise ihnen gegenüber verhält.
Autor: Kathrin Weßling