Rezension

Regt zum Nachdenken an

Die Kurden - Kerem Schamberger, Michael Meyen

Die Kurden
von Kerem Schamberger Michael Meyen

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, wie auch die Geschichte der Kurden nicht ganz einfach ist.

 

Jahrhundertelang leben die Kurden in nomadischen Stammesverbänden. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich über Teile der heutigen Türkei, des Irans, Irak und Syrien. Hotspots in dem an Konflikten nicht gerade armen Mittleren Osten. So werden die Kurden immer wieder zum Spielball der Interessen der Mächtigen.

 

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wird den Kurden die Schaffung eines eigenen Staates versprochen, doch niemals eingelöst. Im Gegenteil, Kemal Ata Türk negiert die kurdische Ethnie und bestimmt türkisch als einzige Sprache. „Ein Volk, eine Sprache, eine Fahne“ ist Ata Türks Motto. Die kurdische Sprache wird verboten und bleibt es bis vor kurzem.  

 

Immer wieder erheben sich die Kurden und versuchen sie Gehör zu verschaffen. Als der IS in ihre Gebiete eindringt, kämpfen sie Seite an Seite mit den verhassten Türken oder Syrern. Doch sobald der gemeinsam Feind zurückgedrängt ist, zerfallen die Koalitionen.

Die Repressalien unter Erdogan nehmen genauso zu, wie dessen Paranoia.

 

Meine Meinung:

 

Ein wichtiges Buch, das zum Verstehen der komplexen kurdischen Situation beiträgt.

Interessant sind die Stellungnahmen und Geschichten verschiedener kurdisch-stämmiger Personen, die hier zu Wort kommen. Faszinierend finde ich auch, dass es unter den verschiedenen Stämmen/Familien-Clans welche gibt, die ihren Mädchen und Frauen viele Rechte einräumen und andere, die dies nicht tun. 

 

Ambivalent ist das Verhalten der deutschen Regierung, die der türkischen Regierung Waffen liefert, die sie gegen die Kurden einsetzt und dies abstreitet. Der Besitz von kurdischen Fahnen und anderen Symbolen ist auch in Deutschland verboten, weil Ankara von „Terroristen“ spricht. Menschen, die in Deutschland für die Kurden Partei ergreifen, sind für den deutschen Staatsschutz verdächtig und werden beobachtet.

 

Da sind mir doch die Österreich und Belgien lieber, die sich von der aktuellen Regierung in Ankara distanzieren und deshalb von vielen gescholten werden.

 

Fazit:

 

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich 5 Sterne.