Rezension

Reise ins Mittelmass

Journeyman - Fabian Sixtus Körner

Journeyman
von Fabian Sixtus Körner

Bewertet mit 3 Sternen

Fabian Sixtus Körner hat getan. Etwas unerhörtes, nein er ist nicht einfach nur aufgebrochen, um nach der Uni das Lebensglück im Brotberuf zu finden, nein er ist ausgebrochen indem er ferne Kontinente ohne Geld bereist. Jedenfalls behauptet der Buchrücken dieses in der heutigen Zeit erstaunliche Unterfangen.

Allerdings habe ich beim Lesen nichts davon gespürt, dass Fabian ohne Geld diese Reisen gemacht hätte. Seine Kurzpraktika –denn seine Arbeitseinsätze im Ausland dauern selten länger als zwei Monate- wirken eher wie Rundumwohlfühlpakete in Überseegebieten und bleiben alles in allem touristische Zwischenspiele. Das einzige Mal wo er beklaut wird fragt er rasch einen deutschen Bekannten, der ihm umgehend die paar Hundert Euro leiht. Fabians Ziel ist es Kost und Logis frei zu haben, wie die Handwerkergesellen auf der Walz. Keine taufrische Grundidee, aber ein echter Mutmacher auf seinem Weg ins Unbekannte. Diesem philosophischem Überbau gibt er den klangvollen Namen Designwalz. Das hat was und ist stimmig.

Leider gibt es auf den einzelnen Stationen wenig neues zu erzählen, Schanghai ist hektisch. Indien ein einzigartiges frauenfeindliches Durcheinander. In Malaysia sind die Menschen sanft, auf Cuba bieten sich die Einheimischen Frauen für eine Handvoll Dollar für den Geschlechtsverkehr an. Ägypten hat eine Spur zu viel muslimischer Religion abbekommen. In Australien sind die Leute locker drauf. Die USA ist das Land der Chancen, die Dominikanische Republik ein Land der Badehosen und Hahnenkämpfe und in Kolumbien sind die Drogen billig, die Fabian selbstredend nicht konsumiert, wie er die kubanische Prostituierte ganz deutschordentlich quasi aus dem Bett schmeißt, dass keine unsauberen Dinge geschehen, die man nachher bereuen könnte. Man wird das gesamte Buch über das Gefühl nicht los, dem smarten Vollbarträger mit Kreativjob ist das Glück gehobener Bildung hold, was dem Buch von vornherein eine gewisse Sterilität verleiht. Auch weil da die GIZ Schwägerin in Afrika, und die Taunus Kindergartenliebe in Südamerika wohnungstechnisch Überbrückungshilfe leisten kann. Solche Verbündete hat nicht jeder.

Der Autor weiß aus seinen Vorteilen und Gaben eine Kunst zu machen, nicht aus seiner Geldlosigkeit.

Jetzt aber genug mit der mäkeligen Kritikerspöttelei. Insgesamt habe ich ein gutes Buch gelesen. Fabian Sixtus Körner schlägt einen süffigen Erzählsound an, der praktisch gleich in die Handlung zieht. Die Orte und Menschen werden sehr anschaulich beschrieben. Einmal eingelesen konnte ich das Buch phasenweise schlecht aus der Hand legen einfach weil die Geschehnisse durchaus in den Bann zu ziehen vermögen und einem gelegentlich ein Grinsen auf den Lippen erscheint. Zum Schreien komisch ist die Szene mit dem fortgesetzten Hahnenkampf in der Dominikanischen Republik. Anrührend die Situation auf Cuba, als er eine Streichholzschachtel achtlos behandelt. Die Szene sagt viel mehr aus über die Situation im Lande als ganze Auslandskorrespondentenfilme. Diese Tiefe geht dem Buch allerdings ansonsten ab. Etwas leichtes für Zwischendurch, mehr nicht, weniger aber auch nicht.