Rezension

Reizende Sommerlektüre - aber da geht noch mehr

King of London - Louise Bay

King of London
von Louise Bay

Bewertet mit 4 Sternen

Avery Walker ist Chefstewardess auf einer absoluten Luxusyacht, die in den nächsten acht Wochen im Mittelmeer nur einen Passagier beherbergen wird. Hayden Wolf, der als Finanzunternehmer Firmen aufkauft, ist bei seinen letzten Übernahmen stets von einem verfeindeten Konkurrenten ausgestochen worden. Es scheint unter seinen Mitarbeitern einen Maulwurf zu geben, der Haydens Pläne an den Gegner verrät. Damit sein neuester Coup nicht gefährdet wird, versteckt er sich auf der Yacht, währenddessen sein Bruder Landon versucht, den Spion in Haydens Firma zu enttarnen.

 

Avery hingegen muss hart arbeiten, um für die Therapien ihres nach einem Unfall körperbehinderten Bruders aufkommen zu können. Sie hat dafür das College aufgegeben und kann deshalb auch nur wenig Zeit mit ihrer Familie in Kalifornien verbringen. Manchmal trauert sie ihren verlorenen Träumen zwar hinterher, dennoch gibt sie für jeden Job ihr absolut Bestes, um die Reisegäste zufriedenzustellen.

 

Wie so oft in Büchern dieses Genres treffen zwei Welten aufeinander. Der reiche Unternehmer und die für ihre Familie sorgende junge Frau, die vordergründig nichts gemeinsam haben. Und auch hier ist es natürlich die Protagonistin, die dem Helden den Spiegel vorhält und ihn letztlich dazu bringt, wieder lieben und vertrauen zu können. Insofern hat sich Louise Bay keinen neuen und aufregenden Plot ausgedacht. Aber mit ihrem Stil und ihren exzellenten Darstellungen kann sie mich dennoch immer wieder mit ihren Geschichten überzeugen. Hier sind es besonders die Beschreibungen der Luxusyacht und die zauberhafte Kulisse Siziliens, die „King of London“ zu einer hübschen Sommerlektüre machen.

 

Aber es gibt auch Längen. Da Beziehungen der Crew zu Chartergästen verboten sind, versucht Avery, der gegenseitigen Anziehung nicht zu erliegen. Das bedingt einen relativ langsamen Aufbau der Geschichte. Die unvermeidlichen erotischen Szenen habe ich nicht als zwangsläufig explosiv empfunden, sondern eher als - nun ja - mittelmäßig ohne innovativen Kick. Abgesehen davon fand ich Haydens Misstrauen deutlich übertrieben. Auf einem zweimonatigen Törn die Crew dazu zu zwingen, sämtliche mobilen Geräte abzugeben, um keinen Kontakt zur Außenwelt zuzulassen, halte ich für praktisch unmöglich. Das unvermeidliche Drama gegen Ende, als jemand mit viel Geld an Avery herantritt, um Informationen zu erpressen, fand ich vorhersehbar. Dass Avery trotzdem selbstlos und loyal handelt, macht sie fast zu sehr zu einem Gutmenschen. Und solche Idealisten sind leider ab und an ein wenig langweilig.

 

Wie schon von anderen Reihen der Autorin gewohnt, fand ich den Start in die neue Reihe eher schwach mit deutlich Luft nach oben. Genauso weiß ich aber auch, wie sehr sie sich steigern kann. Daher schaue ich dem nächsten Teil, in dem es um Landon gehen wird, absolut optimistisch entgegen.