Rezension

Reizvolle Ergänzung zum Roman

You are my Light - Emma Scott

You are my Light
von Emma Scott

Bewertet mit 3 Sternen

Charlotte hat Noahs Augen für die schönen Seiten des Lebens geöffnet. Dank ihr will er wieder richtig leben und lernt seine Blindheit zu akzeptieren. Dafür hat er sich selbst eine harte Therapie ausgedacht. Er begibt sich auf eine Reise durch Europa, wo er völlig auf sich allein gestellt ist.

„You are my Light“ ist eine Novelle zum Liebesroman „The Light In Us“ und sollte keinesfalls unabhängig voneinander gelesen werden. Außerdem ist es wichtig, zuerst den Roman zu kennen und sich erst danach diese Geschichte zu gönnen.

Noah ist ein typischer Macher. Er ist der Typ Mensch, der sich nimmt, was er will. Er steht mit beiden Beinen im Leben, ist gierig nach Abenteuer, lechzt nach Nervenkitzel und hungert nach Momenten voller gebündelter Energie. Daher warf es ihn aus der Bahn, als er bei einem Unfall sein Augenlicht verlor. Von dem lebenshungrigen, energiegeladenen Mann bleibt ein griesgrämiger Haufen Elend, der sich in seiner depressiven Stimmung suhlt. 

Als die Musikerin Charlotte wieder das Licht und vor allem die große Liebe in seine Welt bringt, beschließt er, sich selbst zu finden und die Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Dafür geht er die vermutlich gefährlichste Reise seines Lebens an. 

Im Roman „The Light In Us“ nimmt diese Reise einen kleinen Teil im Hintergrund der Handlung ein, und man ist als Leser schon neugierig, was geschah. Deshalb habe ich zu dieser Geschichte gegriffen, weil ich erfahren wollte, wie es Noah dabei ergangen ist.

Autorin Emma Scott hat Noahs Trip gekonnt beschrieben. Es ist zweifelsfrei undenkbar schwierig, sich als blinder Mensch allein auf eine Reise durch Europa zu begeben. Schon als sehende Person ist es nicht leicht, sich in fremden Umgebungen zurechtzufinden. In Noahs Situation kommen neben mangelnder Orientierung, sprachlichen Hürden und der Angst, sich heillos zu verlaufen, die absolute Dunkelheit hinzu, mit der er sich auseinandersetzt. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, wie viel Mut es erfordert, sich darauf einzulassen. 

Deshalb war ich neugierig und bin mit Noah nach Wien geflogen, wo Charlotte ihren ersten Auftritt als Geigerin mit einem Orchester hat. Ich habe mit Noah gefühlt, wir sind vor schier unüberwindbaren Hindernissen gestanden, haben uns verlaufen und sind auf abstruse Gestalten getroffen. Im Endeffekt hat es Noah geschafft, auch wenn er häufig am Verzweifeln war.

Den Part um Noahs Reise hat Emma Scott exzellent dargestellt. Ich fand es interessant, faszinierend und mir hat es ordentlichen Respekt vor blinden Menschen abverlangt. 

Anmerken will ich, dass die regionalen Gegebenheiten vermutlich der Fantasie der Autorin entspringen. Im Buch wird eine österreichische Speise - Hühnchen mit Salami überbacken - erwähnt, die mir als Einheimische vollkommen unbekannt ist. Hier hätte es meiner Meinung nach ausgiebigere Recherche der Autorin gebraucht.

„[...] ihr österreichisches Lieblingsessen [...]: eine mit Salami überbackene Hähnchenbrust.“ (S. 101)

Weniger gefallen hat mir der enorme Kitschfaktor am Ende der Reise, als der Strang vom Roman aufgegriffen wird und es aus Sicht der Romanhandlung einen Blick in die Zukunft gibt. Eventuell gefällt der Abschluss versierteren Liebesroman-Leserinnen besser aber mir haben die Herzchen in den Augen der Figuren beinah den Magen umgedreht. 

Im Endeffekt ist „You are my Light“ eine nette Ergänzung zum Roman, die meiner Ansicht nach durchaus reizvoll und lesenswert ist, auch wenn man sich nicht zu viel erwarten darf.

Romane um Charlotte und Noah:
1) The Light in Us
2) You are my Light