Rezension

Rezension zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari

Eine kurze Geschichte der Menschheit - Yuval Noah Harari

Eine kurze Geschichte der Menschheit
von Yuval Noah Harari

Auf rund 500 Seiten führt uns Harari durch 2,5 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte – von den ersten menschenähnlichen Tieren bis zum modernen Homo sapiens und zeichnet dabei die Entwicklung, wie sie im Zuge der kognitiven, landwirtschaftlichen und wissenschaftlichen Evolution vermutlich stattgefunden hat, nach. Gut gefallen haben mir dabei die Schwerpunkte, die Harari gesetzt hat, bzw. hat setzen müssen. Natürlich ist es bei einem Umfang von etwa 500 Seiten nicht möglich, detailliert und an allen Stellen mit Nennung wissenschaftlicher Belege einen so langen Zeitraum und eine so komplexe Entwicklung nachzuvollziehen. Harari wählt daher den Ansatz, die Hauptaspekte der beschriebenen Epochen, häufig unter Verwendung anschaulicher Beispiele, anzuführen und vermittelt dabei eine gute Vorstellung von den Hauptfaktoren, die zu den unterschiedlichen Zeiten prägend für die Richtung, in die sich die Entwicklung des Menschen bewegt hat, waren. Immer wieder stellt er dabei die Frage, ob die Entwicklungsgeschichte des Menschen  so wie sie stattgefunden hat, unabdingbar war, oder aber welche Alternativ-Möglichkeiten sich außerdem noch geboten hätten.

Harari legt dabei mehr Wert auf den großen Zusammenhang und weniger auf kleinere Details. Besonders gut gefallen hat mir, dass Harari viele Dinge, die wir über die Entwicklung des Menschen als "gegeben" hinnehmen oder die uns in unserem modernen Weltbild als selbstverständlich vorkommen hinterfragt und in einem größeren Zusammenhang stellt, der mich immer wieder dazu gebracht hat, über Dinge wie Gesellschaft, Glück, Politik, Religion, Wahrheit und ähnlich große Begriffe von einer ganz anderen Warte aus nachzudenken. Harari vereint in seinem Buch so große Themenbereiche wie Biologie, Soziologie, Politik, Wirtschaft, Religionswissenschaften, Geschichtsforschung und einige mehr.

Im letzten Abschnitt des Buches versucht Harari dann nicht nur die Frage zu beantworten, woher wir kommen, sondern auch, wohin wir gehen, sprich, wohin sich die Menschheit innerhalb der nächsten historischen Epoche (Jahrzehnte? Jahrhunderte? Jahrtausende?) hin entwickeln wird und welche technischen Möglichkeiten sich dafür bereits abzeichnen.

Harari hat sein Buch für den interessierten Laien geschrieben, nicht für wissenschaftlich vorgebildetes Fachpublikum und erlaubt in seinem Buch auch Spekulationen und das Einfließen seiner eigenen Sicht auf die Dinge. Während mich dies in den meisten Kapiteln nicht gestört hat und es für den Lesefluss und die Verständlichkeit des Buches sicher förderlich war, habe ich mich in einigen Kapiteln dann doch etwas von der Meinung des Autors erdrückt gefühlt. Dabei ging es weniger um die Interpretation von Tatsachen, sondern mehr um Wertvorstellungen, die zur Beurteilung der Menschheits-Entwicklung bzw. der Welt, in der wir heute leben, herangezogen werden. An einigen Stellen hätte ich mir dabei eine weniger eindimensionale und plakative Darstellung gewünscht.

Lohnenswert ist das Buch in meinen Augen aber auf jeden Fall, da wohl jeder etwas darin finden wird, das ihn zum Nachdenken bringen wird.