Rezension

Romanfragmente

Daddy -

Daddy
von Emma Cline

Bewertet mit 2 Sternen

Ich habe mich sehr auf neuen Lesestoff von Emma Cline gefreut, die mich mit ihrem Debüt „The Girls“ begeistern konnte. Und auch ihre Kurzgeschichtesammlung „Daddy“ startete vielversprechend, hat mich aber leider sehr bald wieder verloren.

Alle Geschichten erzeugen eine ähnliche Stimmung. Als schalte man einen Film mittendrin ein und nach ein paar Szenen wieder aus. So wirken Clines Figuren und ihre Lebensschnipsel zwar sehr authentisch, aber sie berühren nicht. Jede Geschichte wartet mit recht vielen Informationen und Details auf, auf die man sich immer wieder auf neue einlassen muss. Für Kurzgeschichten sind die Storys sehr komplex angelegt. Dabei kreisen sie oft um ein bestimmtes Erlebnis, das nie explizit genannt wird. Das birgt Frustrationspotential. Dabei haben mir einige Geschichten wie „Was macht man mit einem General“, „Los Angeles“ oder „Marion“ wirklich gut gefallen aber am Ende habe ich mich mit den meisten der Storys gelangweilt, da der Ton einfach immer der gleiche war und das Thema oft belanglos schien.

Ja, Emma Cline kann schreiben! Die Storys sind sehr dicht und man hat das Gefühl, man könnte direkt weiterlesen. Aber wo ist der rote Faden in all diesen Romanfragmenten? Kurzgeschichten können so viel! Bei Karen Köhlers „Wir haben Raketen geangelt“ habe ich geweint. Lennardt Loß erzählt mit Kurzgeschichten quasi einen ganzen Roman. Ich freue mich wie eine Kind, wenn ich Verbindungen zwischen einzelnen Geschichten entdecke. Aber hier? Nichts an dem ich mich festhalten konnte. Zu viele Banalitäten und zu viele Hollywoodstars mit Reiche-Leute-Problemen.

Ein paar der Geschichten werde ich in guter Erinnerung behalten, aber insgesamt bin ich in erster Linie erleichtert, dass  ich das Buch nun beenden konnte.