Rezension

Ruhestand

Im Netz der Menschenfischer - Coletta Coi

Im Netz der Menschenfischer
von Coletta Coi

Bewertet mit 3 Sternen

Einige lebenslustige Silver Ager beschließen, die Brücken hinter sich abzubrechen und ihren Lebensabend in Griechenland zu verbringen. Dabei lassen sie sich von schönen Verkaufsprospekten blenden. Sie nehmen bei ihren Entscheidungen wenig Rücksicht auf die Familie: ein Ehemann wird zurückgelassen, eine Tochter gar nicht erst über die Entscheidung informiert.

Das Leben in tollen Wohnung dort in Griechenland beginnt vielversprechend. Doch bald schon wird der Erste der Gruppe krank. Sein Verfall ist störend, und bedenkenlos lassen ihn die anderen in die Pflege verfrachten. Wie es dort aussieht interessiert sie nichtwirklich.

Bald geht es auch den anderen nicht mehr so gut und sie finden sich plötzlich in einer Pflegeabteilung wieder, wo sie nur dahinvegetieren. Dass diese Pflegebedürftigkeit von den Betreuern herbeigeführt wurde, bekommen sie kaum mehr mit. Unterhalten wird das Ganze von einer Art Mafia, denen Menschen nichts, dafür Profit aber alles bedeutet.

Menschen, die im Alter gut versorgt sein und dem Pflegenotstand in Deutschland aus dem Weg gehen wollen, können schon auf die Idee kommen, sich im warmen Ausland versorgen zu lassen. Man sollte jedoch nicht so blauäugig sein und jeder Verkaufsmasche trauen. Es ist nun mal so, dass heute alles Geschäft ist und ein Geschäft muss Profit abwerfen. Für ein solche Entscheidung sollte man sich Zeit nehmen und sehr viele Informationen einholen.

Die im Buch beschriebene Gruppe hat ziemlich schnell entschieden und den Versprechen geglaubt.

Das Umfeld der Seniorenanlage in Griechenland hat geahnt oder auch gewusst, was dort abgeht. Aber aus Angst vor dem Patrone haben alle geschwiegen.

Die deutschen Rentner, obwohl sie vorher in ihrem Bereich alle erfolgreich waren, reagieren meiner Meinung nach ziemlich naiv. Sie kommen auch nicht sehr sympathisch rüber. Deshalb fällt es etwas schwer Empathie zu empfinden. Eher ist man wütend auf den Patrone und die rücksichtslosen Betreuer.

Die Geschichte lässt sich gut lesen und regt zum Nachdenken an.