Rezension

Ruhig und bewusst

Zen Style -

Zen Style
von Stephan Kunze

Bewertet mit 4 Sternen

Der Musikjournalist Stephan Kunze hat, wie viele heute, einen sehr herausfordernden Job, steht 24/7 parat und ist gefühlt permanent online. Er feiert viel, gut und gerne bis er eines Tages merkt, dass gesundheitliche Probleme beginnen überhand zu nehmen. Er fragt sich, ob er tatsächlich das Leben lebt, dass wirklich gerne leben möchte und beginnt sich mit Meditation, Minimalismus, Zen-Buddhismus und den Lehren der antiken Stoa zu beschäftigen. In Zen Style beschreibt er, wie er es schafft seine persönlichen Werte, seine ganz eigene Mitte und einen wirklich stressigen Job unter einen Hut zu bekommen.

Zen bedeutet übersetzt (weitestgehend) Zustand meditativer Versenkung - aber man sollte sich nicht davon abhalten lassen dieses Buch zu lesen, weil man selber diesen Zustand bisher noch nicht mal annähernd erreicht hat. Stephan Kunze erläutert in Zen Style recht kurzweilig und doch ausgiebig und gut nachvollziehbar wie er für sich eine Weg gefunden hat und warum Konsum auf Dauer unglücklich macht.

Zitate

In überschaubaren Kapiteln lasse ich mich von dem Autor durch sehr viele Zitate und Referenzen in eine Erkundungstour hineinziehen, die mich immer wieder überrascht. Die Grundlagen zu alle den Zitaten stammen von ganz unterschiedlichen Menschen. Da gibt es außergewöhnliche Typen, aber eben auch ganz einfache Leute mit denen ich mich ganz gut identifizieren kann.

Philosophen

Er zitiert alte Philosophen, junge Blogger und Influencer, Podcaster,  aber er zieht nicht immer eine Quintessenz aus dem, was sie sagen. Diese Aufgabe überlässt er mir als Leser und mir macht es hier (wie eigentlich überall) Spaß, mir meine eigene Meinung zu bilden. Das ist zwar gelegentlich mal mühsam, aber lehrreich. Wer allerdings in diesem Buch eine Art Betriebsanleitung oder einen stringenten Leitfaden erwartet, der wird wohl eher enttäuscht sein.

Eigene Wege

Am Ende erfahre ich dann, wie ich in all dem meinen eigenen Zen Style finden kann - was mir allerdings bisher nicht wirklich gelungen ist. Aber ich denke, das man seinen eigenen Weg auch hier, wie bei all den anderen Dingen im Leben, erst erkennen muss und dieses Buch bietet mir dabei viele gute Ansätze und Denkanstöße, wie z.B. sich nicht immer von äußeren Einflüssen beeindrucken lassen. Dieser Punkt fällt mir allerdings immer noch extrem schwer - aber ich arbeite daran.

Schreibstil

Lesen lässt sich das gesamte Buch wirklich gut und trotz der vielen Zitate entwickelte es für mich eine Art eigenen Rhythmus, dem ich leicht folgen konnte. Hier wird eigentlich mit allen Fragen, Zweifeln und Einsichten pragmatisch umgegangen, niemand verlangt so etwas wie blinden Gehorsam. Entstanden ist Zen Style im ersten Corona-Jahr, aber es nimmt eher selten Bezug darauf und ich finde das auch gut so. Ich werde versuchen, mich weiter auf meinen eigenen Zen Style einzulassen - mal sehen, wohin die Reise mich führt.

Mein Fazit:

Zen Style von Stephan Kunze ist eine gut gelungene Einführung, aber auch zugleich eine Art Hommage an den Minimalismus und den Zen Style. Ich mag den Stil, das leichte Durcheinander durch die vielen Zitate und die stetige unterschwellige Aufforderung mir ein eigenes Bild von allem zu machen.