Rezension

Ruhige Familiengeschichte

Das Meer in Gold und Grau - Veronika Peters

Das Meer in Gold und Grau
von Veronika Peters

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Katia Werner, ist Ende zwanzig und schafft es einfach nicht Fuß in der Welt zu fassen. Gerade ist sie wieder einmal ihren Job losgeworden, weil sie sich auf eine unprofessionelle Affäre eingelassen hatte und sie steht vor dem Nichts.
Ihre Freundin Manu kann sie nicht aufnehmen und zu ihrem Vater will sie nicht, kurz entschlossen fährt sie an die Ostküste.
Dort wohnt Ruth, die Halbschwester ihres Vaters, zu der sie noch nie Kontakt hatte und nur die Information besitzt, dass sie dort ein Hotel besitzt.
Angekommen im Palau, muss sie feststellen, dass ihre Tante anders ist als erwartet oder gar erhofft.
Doch schnell gewöhnt sie sich an die neue Umgebung und fühlt sich immer wohler, nicht nur die Tante wächst ihr ans Herz sondern auch der Rest der Hotelbelegschaft und so wird sie immer mehr Teil von dem ganzen, doch die Zeit ist nicht für immer..

Gestaltung:
Mal abgesehen von dem Motiv, das natürlich absolut passend ist und auch ein schönes Bild wiedergibt, wirkt es sehr kühl, was ganz gut zu Ruth passt, aber auch so spiegelt es die Stimmung des Buches wieder, denn wirklichen Sonnenschein begegnet man hier nicht. ;)

Meinung:
Ich habe bereits “Die Liebe in Grenzen“ von der selben Autorin gelesen, welches auch von der gleichen Protagonistin handelt.
So dass es für mich mehr ein wiedersehen mit Katia war und kein kennenlernen, ich mag sie schon ganz gerne, ich finde es toll, dass sie so herrlich unperfekt ist und ihr Leben mehr von Misserfolg als Erfolg gekrönt ist.
Sie tut sich sehr schwer sich im Leben zurecht zu finden und dadurch wirkt sie auf mich doch sehr authentisch und auch einfach ehrlich, generell gibt es häufig Protagonisten denen es leicht fällt alles zu meistern und die jede Hürde des Lebens mit Leichtigkeit überspringen. Wenn sie es dann nicht tun, dann liegt es daran, dass sie einfach wirklich schwere Schicksalsschläge erdulden mussten.
Jemanden der einfach nicht mit dem zurecht kommt was die Gesellschaft abverlangt gibt es selten von daher, ist sie in meinen Augen schon eine recht besondere Person und ein Charakter der in Erinnerung bleibt, weshalb es für mich ein freudiges Wiedersehen war. :)

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Handlung hier ganz klar eine nette Geschichte zu bieten hat, aber das nicht allzu viel Spannung dabei herumkommt.
Es geht hauptsächlich einfach nur darum wie Katia sich in ihrer neuen Umgebung eingliedert und den Alltag des Hotellebens meistert.
Im späteren Verlauf der Geschichte kommt es dann zu bewegenden Ereignissen, aber so an sich ist es rein von der Handlung her einfach nichts besonderes was sich dem Leser hier darbietet.
So richtig einnehmend sind hier nämlich die Charaktere, mittlerweile mag man vielleicht mitbekommen haben, dass eben diese für mich von großer Wichtigkeit sind, weshalb ich mich mit so einem Buch wie diesem hier auch einfach wunderbar anfreunden kann.

Meiner Meinung nach hat die Autorin nämlich ein sehr gutes Gespür dafür eigensinnige Charaktere zu erschaffen fernab von Stereotypen. Zudem integriert sie eine doch große Anzahl von ihnen die dann alle ihren eigenen Kern haben.
Schön finde ich auch, dass sie nicht nur die Stärken der einzelnen hervorhebt sondern vor allem auch die Schwächen ihren Platz gibt sich zu entfalten, dadurch wirken sie immer sehr echt und authentisch.
In diesem Buch haben wir es mir überwiegend älteren Personen zu tun, ich fand es ganz witzig den Umgang zwischen ihnen und Katia zu verfolgen, vor allem auch wie es sich dann verändert. :)

Schön fand ich auch wie gut die Umgebung hier hervorkommt, es ist doch alles recht deutlich dargestellt und man fühlt quasi den Wind der Ostsee und hört das Wasser rauschen. Man hat sich hier wirklich große Mühe gegeben die Ostsee nach Hause zu holen und ich finde, dass ist der Autorin wirklich gut gelungen. :)

Fazit:
Eine berührende Geschichte über das zusammenwachsen der Generationen und auch dem zu sich finden. Wer besondere, verschrobene aber vor allem liebenswürdige (alte) Charaktere mag, sollte dem Palau vielleicht mal einen Besuch abstatten. :)