Rezension

Ruhige Raffinessen

Experte in Sachen Mord -

Experte in Sachen Mord
von Nicola Upson

Bewertet mit 5 Sternen

Bitte unbedingt vor dem Lesen den Schutzumschlag abmachen und die Innenseite betrachten, zu sehen ist dort ein ….

 

Und genau dort spielt dieser Kriminalroman von Nikola Upson, dessen Protagonistin die Kriminalschriftstellerin und Bühnenautorin Josephine Tey ist.

Josephine ist im Jahre 1934 auf dem Wege nach London, um dort ihr Bühnenstück „Richard von Bordeux“ in seinen letzten Aufführungen zu verfolgen, ehe dieses als Theaterstück auf Tournee gehen soll. Im Zug auf der Fahrt nach London lernt sie die junge und lebenshungrige Elspeth kennen, die ebenfalls unterwegs ist, um eine Vorstellung des Theaterstücks zu sehen. Doch nur Josephine wird den Bahnhof lebend verlassen.

Detective Inspector Archie Penrose von Scotland Yard, der den Tatort inspiziert, kommt sehr schnell zu dem Ergebnis, dass der Mord an Elspeth mit dem Theaterstück, gar mit Josephine zusammenhängen muss, finden sich doch am Tatort eindeutige Indizien, die der Mörder hinterlassen hat.

Zudem hat er bald mit einem zweiten Mord zu tun.

Penrose nebst seinem Assistant Sergeant Fallowfield und Josephine Tey als aufmerksame Beobachterin ,müssen sehr tief in die Theaterwelten des Londoner West Ends eintauchen, um die Zusammenhänge zu ergründen, zu verstehen und zu entwirren, um die Morde aufklären zu können.

 

 

Die Geschichte wird in einem sehr ruhigen, langsamen – aber nicht langweiligen – Stil erzählt. Darauf muss man sich einlassen wollen, es ist kein Buch zum „ Ich lese abends vor dem Einschlafen noch fünf Seiten“, das Buch fordert Zeit und Muße zum Lesen, belohnt dann aber  mit höchstem Lesegenuss. Es ist ein klassischer, britischer Kriminalroman, in dem Personen und Zeitkolorit genaustens beschrieben werden. Wer die schnelle Spannung sucht, wird nicht fündig werden.

Der Roman ähnelt einem Theaterstück, viele Menschen auf der Bühne, manche schemenhaft im Hintergrund, manche im Rampenlicht. Manches Mal möchte man rufen: „ Hah, hab ich dich, Schurke“. Vielschichtig, wie auf der Bühne, sind auch die privaten Beziehungen der Menschen, die am Theater beschäftigt sind, untereinander. Geheimnisse werden gelüftet, gemeinsame Vergangenheiten aufgedeckt. Doch auch der legendäre britische, trockene Humor blitzt auf, so bei den beiden Motley- Schwestern, zuständig für Kostüm und Bühnenbild.

Rundum ist dieser erste Teil der derzeit elfteiligen Buchserie der britischen Autorin Nicola Upson um die reale Person Josephine Tey , Pseudonym für Elizabeth Mackintosh ( 1896 - 1952 ), sehr gelungen und macht Lust auf mehr. Allerdings sind auf deutsch bislang nur die Bände 1; 9 und 10 im Kein & Aber Verlag erhältlich; 2024 sollen weitere Bände folgen. Ich werde sie mit Freude lesen.