Rezension

Ruhiger, aber überzeugender Kriminalroman

Opfer - Cathi Unsworth

Opfer
von Cathi Unsworth

Bewertet mit 4 Sternen

Ruhiger, aber überzeugender Kriminalroman, der einen mit der Handlung auf zwei Zeitebenen (damals und heute) in seinen Bann zieht

„Opfer“ ist in vier Teile gegliedert, welche in insgesamt 40 Kapitel unterteilt sind. Jeder Teil und jedes Kapitel trägt einen Titel und ist nicht einfach nur durchnummeriert. Die Handlung verläuft auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen begleitet man den Privatermittler Sean Ward im Jahr 2003 auf der Suche nach der Wahrheit - er versucht herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Zum anderen spielt die Handlung im „damals“, im Jahr 1983/1984. Man erlebt die Geschehnisse zu dieser Zeit hautnah mit und lernt Corinne sowie ihr Leben und Umfeld in Ernemouth kennen. Und das ist meistens alles andere als schön - was dort geschieht, lässt einen mitunter traurig, aufgewühlt und wütend zurück. Die Zeitebene wechselt von Kapitel zu Kapitel, was ich beim Lesen als sehr spannend empfunden habe. Die Kapitel enden oft mit einer neuen Enthüllung, einem neuen Puzzleteil im Fall Corinne. Dies bringt einen dazu immer weiterzulesen, weil man ja wissen möchte wie es weitergeht. Allgemein ist der Erzählstil allerdings recht ruhig, was meiner Meinung nach der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Die Handlung im Jahr 1983/1984 ähnelt eher einer Milieustudie von einer kleinen Stadt im England der 80er Jahr. Und trotz des Ritualmordes, um den sich alles dreht, ist der Krimi sehr unblutig geschrieben. 

Auf Grund von sehr vielen verschiedenen beteiligten Personen und den zwei Zeitebenen, muss man beim Lesen jedoch auch sehr aufpassen, da einem sonst Zusammenhänge entgehen können oder man nicht mehr genau weiß, wie und wo eine Person von 2003 in der Vergangenheit eine Rolle gespielt hat.

Ich persönlich finde auch den deutschen Titel gut gewählt, obwohl ich es normalerweise nicht mag, wenn der englische Titel („Weirdo“) nicht übernommen wird. „Opfer“ trifft es in diesem Fall aber sehr gut – in diesem Buch gibt es nicht nur ein Opfer. Ganz im Gegenteil, mit jeder gelesenen Seite offenbart sich ein neues Opfer und irgendwie ist fast jeder, der im Buch auftaucht auch auf die eine oder andere Weise ein Opfer. 

Fazit 
Ein guter Kriminalroman, der einen mit der Handlung auf zwei Zeitebenen (damals und heute) in seinen Bann zieht, aber teilweise auch sehr bedrückend ist und einen traurig und wütend macht – 4 Sterne.