Rezension

Rund um die Uhr wird ermittelt

Kretischer Abgrund - Nikos Milonás

Kretischer Abgrund
von Nikos Milonás

Bewertet mit 4 Sternen

Oliven im Mund, Anna Vissi auf den Ohren und "Kretischer Abgrund" vor den Augen - während ich den Krimi lese, spüre ich die Hitze flimmern, auf Kreta in diesem August.

Autor Nikos Milonas (Pseudonym von Frank D. Müller) nimmt uns Leser wieder mit auf die griechische Insel und bringt uns die Lebensart der Kreter sowie die eindrückliche Landschaft näher. Aber auch Probleme der Inselbewohner werden in diesem spannenden Krimi mit einbezogen. Durch die vielen Schauplätze dieses zweiten Bandes erlebt man Kreta fast so, als ob man vor Ort ist, erinnert sich an eigene Erlebnisse, die man auf der beliebten Urlaubsinsel hatte oder kommt in Dörfer, die man selbst noch nie besucht hatte, auch wenn man bereits öfters auf Kreta war. 

Hier auf Kreta hat Athenerin Meropi jemanden kennen und lieben gelernt und will deshalb ihren eifersüchtigen Verlobten Jannis verlassen. Doch so weit kommt es nicht, denn nun liegt sie erschlagen in der Samariaschlucht. Das Team stösst bei ihrer Bergung an seine Grenzen. Michalis Charisteas und Pavlos Koronaios werden die nächsten Tage noch darunter leiden: starker Muskelkater, Blasen an den Füssen und ein kaputter Lift in der Mordkommission. 

Allzu oft sind sie zum Glück aber nicht im Polizeigebäude, sondern unterwegs - zum Beispiel nach Sougia, wo die Firma Psareus, bei der Meropi arbeitete, eine Zweigstelle, ein Büro hat. Oder auch nach Paleochora, hier will Psareus eine grosse Fischfarm realisieren. Aquakulturen sind schlecht für die Umwelt, weswegen die Firma vielen Projektgegnern gegenübersteht. Immerhin könnte man in Heraklion den Kollegen aus Chania Arbeit abnehmen, doch die Polizei in der Inselhauptstadt ist unterbesetzt. 

Es wird also nicht langweilig für die Kommissare, was Charisteas bedrückt, denn seine Freundin Hannah ist nur noch wenige Tage auf der Insel, bevor sie wieder nach Deutschland zurück fliegt. Ihnen beiden bleibt nicht viel gemeinsame Zeit, denn auch in Charisteas Familie ist einiges los.

So ist der Kreta-Krimi auch für uns Leser nicht öde. "Kretischer Abgrund" hat mich sehr gut unterhalten, ich mag Michalis Familie immer mehr und auch Koronaios finde ich sympathischer als noch im ersten Band. Ohne Sekretärin Myrta geht nichts, sie entpuppt sich als Herz des Präsidiums. Charisteas spürt und sieht an Tatorten viel, was andere nicht beachten würden. Seine Kollegen schätzen seine Art immer mehr, denn sie merken, dass diese Beobachtungen wichtig für die laufenden Ermittlungen sind. Und so ist und bleibt der Krimi bis hin zur letzten Seite fesselnd. 

Fazit: Ob unterwegs auf den Strassen oder Tavli spielend und Raki trinkend im Kafenion - Charisteas und Koronaios ermitteln fast rund um die Uhr in diesem packenden zweiten Fall. 
4 Punkte.