Rezension

Rundum gelungener Justizthriller

Götter der Schuld - Michael Connelly

Götter der Schuld
von Michael Connelly

Der amerikanische Autor Michael Connelly, ehemals als Polizeireporter und Journalist tätig, begann seine Karriere als Thrillerautor Anfang der neunziger Jahre mit der Reihe um den LAPD Detective Harry Bosch. Mit steter Regelmäßigkeit wuchs diese jedes Jahr um einen Band an, mittlerweile liegen achtzehn Bände in deutscher Übersetzung vor.

2005 erschien dann zum ersten Mal Mickey Haller, der „Lincoln Lawyer“, unter dem deutschen Titel „Der Mandant“ auf der Bildfläche. Haller ist Strafverteidiger und hat seine Kanzlei in einem Lincoln Town Car, in dem er sich quer durch Los Angeles zum Gericht, seinen Klienten oder auch, wenn seine Verteidigung nicht erfolgreich war, zu den verschiedenen Gefängnissen chauffieren lässt.

Auch in „Götter der Schuld“ hat sich daran nichts geändert, mit einer kleinen Ausnahme. In der Zwischenzeit wurde nämlich ein Film über Haller gedreht, der offenbar einigen Anwälten als Anlass diente, die Idee mit dem Büro im Town Car zu imitieren. Und so steht nun doch das eine oder andere Mal mehr als ein Lincoln vor dem Gerichtsgebäude. Ein netter Kniff des Autors, der so auch die Verfilmung seines Romans eingearbeitet hat.

Diesmal sind es gleich zwei alte Fälle, die Haller beschäftigen, wobei einer davon, der eigentlich im letzten Band abgeschossen schien, gravierende Auswirkungen auf sein Privatleben hat. Der alkoholisierte Fahrer, für den er einen Freispruch erreichte, hat einen Unfall mit Todesfolge verursacht. Eine Mutter und ihre Tochter sind die Opfer, Bekannte seiner Tochter Hayley, die Haller die Schuld an deren Tod gibt und deshalb nichts mehr mit ihm zu tun haben will.

Und dann ist da noch der Mord an Gloria Dayton, eine Prostituierte und ehemalige Mandantin, die Haller im Zuge einer Absprache der DEA als Informantin zugeführt hat. Nun ist sie tot, scheinbar ermordet von ihrem Zuhälter, der aber jede Schuld von sich weist und Mickey mit seiner Verteidigung beauftragt. Dieser kämpft mit heftigen Schuldgefühlen und fühlt sich verantwortlich für Glorias Tod, da er vermutet, dass das Drogenkartell dabei die Finger im Spiel hatte.

Michael Connelly ist mit fast dreißig Thrillern ein alter Hase im Geschäft, aber dennoch hat man bei seinen Büchern nie den Eindruck, als seien sie nach Schema F geschrieben. Routiniert eröffnet er verschiedene Handlungsstränge und verbindet diese absolut schlüssig. Ein wichtiges Kriterium einer Reihe ist die Entwicklung der Figuren, und auch hier punktet der Autor. Er konzentriert sich nämlich nicht nur auf seinen Protagonisten, sondern widmet sich auch den Mitgliedern von Mickeys Team. Ob das nun die Ex-Frau Lorna oder der Chauffeur Earl ist, jeder setzt seine besonderen Eigenschaften nutzbringend für die Fälle ein.

Bisher dachte ich bei Justizthrillern in erster Linie an John Grisham und Scott Turow, aber mittlerweile gehört auch Michael Connelly definitiv in diese Reihe. Und wer noch nicht das Vergnügen hatte, sich die Verfilmung „Der Mandant“ mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle anzuschauen, sollte das schnellstens nachholen!