Rezension

Rundum gelungener Krimi

Rabenfraß - Liliane Skalecki, Biggi Rist

Rabenfraß
von Liliane Skalecki Biggi Rist

Bewertet mit 4.5 Sternen

Heiner Hölzle, gebürtiger Schwabe, schon lange in Bremen als Kriminalkommissar tätig, verbringt spontan einen Urlaub im Harz. Spontan deshalb, weil der geplante Honeymoon in Australien durch ein endgültiges Zerwürfnis mit Christiane geplatzt ist und er jetzt einfach Abstand braucht. So fahrt er los und landet in einer sympathischen Landpension mit netten Wirtsleuten und einem Stammtisch, der ihn sofort in seiner Mitte aufnimmt. Ruhige Tage wären garantiert, wäre nicht gerade einen Tag vor seiner Ankunft eine junge Frau zu Tode gekommen, enthauptet fand man sie auf einem Felsbrocken. Der Ehemann, dem mehr als einmal öffentlich die Hörner aufgesetzt wurden, ist bereits als Hauptverdächtiger in Haft.
Als wäre gut, wenn das nicht dieses Bauchgefühl wäre, dem Heiner eigentlich immer vertrauen kann. Auf seinen Wanderungen durch die wunderschön beschriebene Landschaft und ihren malerischen Städten, beschäftigt er sich auch mit alten Sagen, Mythen und Beschreibungen und bald kommt ihm ein schrecklicher Verdacht…..
Rabenfraß ist ein großartig inszenierter Kriminalroman, der auch von der Landschaft getragen wird, in der er spielt. Es ist dem Autorenduo gelungen, die Eigenheiten der Umgebung mit einzubetten. Hölzle begegnet vielen „Harzern“, die ihn herzlich aufnehmen, obwohl manche doch recht harsch und schnell mit ihrem Urteil über Fremde und anders lebende, glaubende und aussehende Menschen bei der Hand sind. Seine Beschäftigung mit dem Mord führt ihn zu alten Fällen und Unfällen, die in ihm den Verdacht eines Serientäters keimen lassen. Anfangs belächelt, bekommt er aber doch Unterstützung vom Bremer Kollegen Harry und der Rechtsmedizinerin Sabine, die sich weit mehr einbringt, als Hölzle anfangs recht ist.
Ausgeklügelte Wendungen halten die Spannung unvermindert hoch. Auch wenn ich mich schon früh mit dem Rätseln nach Täter und Ursache auf der richtigen Spur wähnte, gibt es immer noch einen Haken, den die Autorinnen schlagen. Dazu kommen die sympathisch geschilderten Menschen, die Hölzle begegnen und helfen, die amüsant beschriebenen touristischen Highlights, die er besucht. Das alles macht Lust, selbst die Schauplätze des Krimis kennenzulernen. Hölzle selbst, der sich allenfalls mal in Gedanken einen Ausflug in den heimisch-schwäbischen Dialekt erlaubt, ist gleich von Anfang eine vertraute und liebenswerte Figur, der ich gerne durch den Fall gefolgt bin.
Das ist ein Regionalkrimi, wie er sein sollte:  die Landschaft und ihre Bewohner mit ihren Eigenheiten spielen eine tragende Rolle, ohne dass dabei die Spannung des Krimis darunter leidet. Alles bildet eine gelungene Einheit, eine kleine Prise Witz und Humor, auch ein bisschen Situationskomik machen die Dialoge noch lebendiger.
Übrigens hat Heiner Hölzle schon mehrfach ermittelt, aber auch wenn man keine früheren Bücher der Autorinnen Liliane Skalecki und Biggi Rist kennt, ist das kein Manko und schmälert nicht den Lesegenuss.