Rezension

Sarkastisch, erotisch, auffällig.

Evig Roses: Escort will gelernt sein - Jasmin Romana Welsch

Evig Roses: Escort will gelernt sein
von Jasmin Romana Welsch

Meinung:

 

Evig Roses passte eigentlich nach meinem Urlaub so gar nicht in meine Leseplanung. Aber es sah so schön aus und lachte mich einfach an. Und mit der Autorin habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich ihre Geschichten sowieso weginhalieren lassen. Was soll ich sagen? Ich hatte recht, auch wenn es ein bisschen anders kam, als gedacht. 

 

Emma Reichalt ist einer der tollpatschigsten, verquer denkensten Charaktere, über die ich bisher gelesen habe. Ähm, ja. So kann man das formulieren.

Als gelernte Grafikdesignerin mit der Fähigkeit binnen Sekunden Chaos zu produzieren, fallen einem die Jobs und Aufträge leider nicht vor die Füße.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Emma Geld braucht. Viel Geld.

Nicht aus Egoismus, sondern aus Nächstenliebe. 

Sie selbst hätte theoretisch keine Geldprobleme. 

 

Und da ihr und ihrem „besten Freund“ Jan nichts weiter einfällt, wie man dieses Problem lösen kann, schlägt Jan Emma vor bei seinem lukrativen Nebenjob einzusteigen. Was kann denn da schon schief gehen? 

Lebensweisheitsmäßig passt das auf jeden Fall voll in ihren Rahmen:

 

„Das ist jetzt nur meine subjektive Lebenserfahrung, aber überbumste Menschen sind meist unkompliziertere Zeitgenossen als unterbumste. 

Nicht immer, aber oft.“

(Seite 23)

 

Und so begleitet der Leser Emma auf ihrem mit Peinlichkeiten gespickten Weg zur Edel-Escort-Lady. 

 

Ich kenne den Stil der Autorin schon von unzähligen anderen Büchern. 

Sie schreibt immer humorvoll, sarkastisch, jugendlich und relativ frei Schnauze.

Manchmal stelle ich mir vor, dass ihr die Geschichten in den Kopf fliegen und sie sie fast ungefiltert wiedergibt und mit ihren Randbemerkungen versieht.

Auch bei Evig Roses findet man den typischen Jasmin Romana Welsch Humor vor, der fast alle Situationen ein wenig entschärft, außer die heißen Sexszenen, weil dort das zweite Talent der Autorin liegt.

 

Aber... es ist das erste Mal, dass ich mich nicht ganz in eine Protagonistin von ihr einfühlen konnte. Emmas Tollpatschigkeit nimmt - zusammen mit ihren Gedanken - Ausmaße an, die doch einen Ticken über meinen Toleranzbereich schwappen. Nichtsdestotrotz ist das voll okay, denn ich habe mir bei einer Szene tatsächlich das erste Mal die Hände vors Gesicht geschlagen und gedacht: „Nein, oh Gott, jetzt nicht wirklich, oder?“

Man leidet ja dann doch ein bisschen mit.

 

Bis auf dieses kleine „Over The Top“ Gefühl hat mir die Story aber wie immer ziemlich gut gefallen. Ich liebe Jasmins Stil und niemand spricht so gut Sarkasmus wie sie. Evig Roses geht mehr in Richtung Edel-New Adult, weil ich das Wort „Escort“ damit verbinde und weniger in Richtung „nur heißer Sex ohne Hintergedanken“, wie man das manchmal von ihren Büchern kennt.

Und auch wenn Emma etwas über die Strenge schlägt was ihren Charakter angeht, so mag ich sie doch auf einer ganz eigenen Ebene. Sie ist loyal und freimütig. Herzlich und teilweise süß in ihrer Verpeiltheit, weshalb ich es kaum erwarten kann, zu sehen, wie der Escort Job sie verändert. 

 

Fazit:

 

Evig Roses ist mal wieder eine Inhalationsgeschichte. Durch den fluffigen, witzigen Stil gepaart mit heißen erotischen Szenen, kann man gar nicht anders, das Buch klebt an der Hand fest und die Augen darin, bis man weiß, wie es ausgeht. Und durch die zu erwartende Diskretion bekommt die Geschichte einen Hauch Mystery. Eine geheimnisvolle Atmosphäre, die zwar ab und an von überdosiertem Humor gebrochen wird, einen aber dennoch fesselt.

 

Seid ihr bereit für heißen Sex, lustige Dialoge, Peinlichkeiten ohne Ende und mehr oder minder sympathische Protagonisten mit mal gütigen, mal kalten Wesenszügen?

 

Bewertung:

 

⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)