Rezension

Schade, keine Reihe für mich

Küstenmorde - Nina Ohlandt

Küstenmorde
von Nina Ohlandt

Bewertet mit 2.5 Sternen

»Irgendjemand hatte den alten Mann kopfüber an die Plattform des kleinen Leuchtturms gehängt wie ein Wäschestück an die Leine. Das Gesicht steckte in einer Plastiktüte, die mit einer Schnur am Hals festgebunden war. Die scharfen Schnäbel der Möwen hatten Löcher in die Tüte gerissen, das größte über dem linken Auge.«

Wenn auf einer idyllischen Ferieninsel, deren Kriminalität sich normalerweise im Rahmen von Fahrraddiebstählen bewegt, ein altes Ehepaar grausam ermordet wird, sollte dies die Bevölkerung eigentlich erschüttern. Umso erstaunter stellen Hauptkommissar John Benthien von der Flensburger Kripo und seine Kollegen fest, dass nicht wenige Bewohner von Amrum nicht nur wenig erstaunt über den Mord sind, sondern ihn den Opfern sogar von Herzen gönnen. Was hat das Ehepaar Klabunde getan, um einen solchen Hass hervorzurufen?

 

Bei diesem Krimi bin ich mal wieder hin- und hergerissen, es gibt einige Punkte, die mir gut gefielen, andere jedoch weniger bis gar nicht. Zu den positiven Aspekten gehören die sehr atmosphärische Beschreibung der Landschaft, wer die Nordseeküste liebt, dem geht da das Herz auf. Ferner präsentiert sich die Krimihandlung einfallsreich und verzwickt, die Morde werden in ihrer Grausamkeit deutlich beschrieben. Die Ermittlungsarbeit ist aufwändig, reicht weit in die Vergangenheit zurück und erzeugte bei mir Spannung und Neugierde auf die Auflösung.

 

Dazwischen gab es aber viele in meinen Augen äußerst langatmige Passagen, in denen die Autorin zu ziemlichen Abschweifungen neigt und einen Hang zu Nebensächlichkeiten hat. Ich will einfach nicht ständig lesen, was wer jetzt gerade wieder isst und trinkt, präzise bis zur Wahl der Joghurtsorte beschrieben. Und wenn sich das Team zur Besprechung trifft, kann ich auf die Information verzichten, wer die Spülmaschine ausräumt. Ob Ermittler, Tourist, Tatverdächtiger oder Zeuge - dem Privatleben jedes einzelnen Charakters wird reichlich Platz eingeräumt, das passt so mehr in einen Roman, aber für mich nicht in einen Krimi.

 

Ferner erschien mir speziell bei der Ermittlungsarbeit einiges unrealistisch. Das Team ist so groß, dass sich eine Großstadt über so viel Personalkapazität freuen würde. Alle Vorgesetzten sind pflegeleicht und verständnisvoll und genehmigen scheinbar problemlose jede Auslandsreise. Auch dass grausame Morde auf einer Ferieninsel üblicherweise nicht gern gesehen sind, besorgt hier niemanden. Und nicht zuletzt war für mich die Auflösung nicht ganz rund, vom Grundsatz her nachvollziehbar, aber es blieben ein paar Logiklücken.

 

Ich vergebe 2,5 Sterne, fühlte mich zwischendurch gut unterhalten. Ich denke aber, dass ich diese Reihe nicht weiterverfolgen werde.

 

Fazit: Streckenweise unrealistisch und viele Nebensächlichkeiten bei einer an sich guten Idee.