Rezension

Schauriger Psychothriller

Das Netz im Dunkel - V. C. Andrews

Das Netz im Dunkel
von V. C. Andrews

Bewertet mit 4 Sternen

Audrina lebt abgeschieden von der Welt. Die Zeit, ihre Familie und ihr Leben scheinen gespenstisch in diesem riesigen Haus, das sie ihr Zuhause nennt. Neben merkwürdigen Ereignissen leidet das Mädchen unter Gedächtnislücken, welche unheimlich auf die Atmosphäre drücken.

„Das Netz im Dunkel“ ist ein fesselnder Psychothriller von V. C. Andrews, der mit schauriger Atmosphäre und greifbarem Unheil regelrecht zur Schauerlektüre wird.

Gerade in letzter Zeit habe ich intensiv nach unheimlicher Lektüre gesucht, und bin zum ersten Mal bei V. C. Andrews gelandet. Die Autorin war mir bisher kein Begriff und ich bin regelrecht erstaunt, dass diese Meisterin des psychologischen Thrillers so lange Zeit an mir vorbei gegangen ist.

In diesem Roman begleitet man Audrina, deren Alter schwierig zu definieren ist, weil sie es aufgrund von Gedächtnislücken selbst nicht so recht weiß. Fest steht, dass Audrina ein junges Mädchen ist, das im ehemals glanzvollen Anwesen im Schoß ihrer Familie aufwächst.

Doch dieser Schoß ist eher merkwürdig-beängstigend als von wohlig-warmer Geborgenheit geprägt. Ihr Vater arbeitet tagsüber außer Haus, während ihre Mutter Bücher liest oder sich bizarren Teegesellschaften mit ihrer Schwägerin hingibt. Auf den ersten Blick wirkt das Geschehen normal, bis der Leser genauer hinsieht und an Audrina und ihrer Familie zu zweifeln beginnt. 

Teilweise habe ich mich wie in einem makabren Irrenhaus gefühlt. Ich war mir nicht sicher, ob Audrina die Situation den Tatsachen entsprechend erfasst oder manche Geschehnisse missversteht. Ihr kindlicher Blick und ihr Drängen nach Verstehen, treiben den Leser an. Daher achtet man auf alle Details, die dem Verständnis der Protagonistin eventuell entgehen. 

Audrina hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert, weil sie selbst die Geschehnisse um sich herum nicht durchschaut. Sie weiß weder ihr genaues Alter, noch, ob sie jemals zur Schule gegangen ist. Ihre Tage sind von mysteriösen Andeutungen und familiären Eskapaden geprägt, während sie und der Leser verzweifelt versuchen, hinter die geheimnisvolle Fassade der Familie zu sehen. 

Mich hat dieser Roman kaum losgelassen. Die Atmosphäre im Anwesen war drückend, beengend und beängstigend, genau wie ich mir das Haus der Familie vorstelle. Es ist von oben bis unten mit prächtigen Möbelstücken ausstaffiert, die erst auf den zweiten Blick ramponiert und gespenstisch wirken. Genauso verhält es sich mit den Figuren, die allesamt in bizarrer Verbindung zueinander stehen. 

Diese mysteriöse Aura hat mich von Anfang bis Ende gefangen genommen, und ich bin sprachlos, über die dichte Atmosphäre, welche V. C. Andrews schafft. Denn obwohl passagenweise nicht viel geschieht, strömt das zugrunde liegende Geheimnis eine schaurige Schwingung aus, die für anhaltende Gänsehaut sorgt.

Alles in allem bin ich von „Das Netz im Dunkel“ überaus angetan und positiv überrascht. Die drückende Stimmung, die mysteriöse Atmosphäre und das schaurige Ambiente haben aus diesem - im Grunde ruhigen, sehr leisen Psychothriller - einen packenden Pageturner gemacht, den ich auf jeden Fall empfehle.