Schaut genau hin! „Lebenslänglich“ ist eine Mahnung, im Leben nicht wegzuschauen.
Bewertet mit 4 Sternen
Die Autorin geht dieses schwierige Thema sehr geschickt an. Sie erzählt die Geschichte aus Sicht einer Frau, die die Folgen des Missbrauchs bei einem jungen Mädchen über viele Jahre beobachtet hat. Am Anfang war ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Buch wirklich bis zum Ende durchlesen kann. Da man die Geschichte aber nicht aus Sicht eines Opfers liest, bleibt man beim Lesen etwas distanzierter. Es entsteht keine große Nähe zum Opfer. Anderenfalls hätte ich durch die emotionale Nähe wahrscheinlich nicht weiterlesen können. Auf den Missbrauch selber wird nicht eingegangen. Der Fokus liegt auf den Folgen, die aus einem Missbrauch resultieren. Der Leser erfährt die Geschichte aus Sicht der Protagonistin Anna. Anna ist eine liebende Mutter, die regelmäßig mit ihrer Tochter Klara auf den Spielplatz geht. Eines Tages trifft sie dort auf eine Frau, die ihr eine Geschichte erzählen möchte. Sie behauptet, dass sie eine Gabe hat, die es ihr Möglich macht, eine Tür zur Vergangenheit zu öffnen. Laut ihr wäre es möglich, in eine Vergangenheit zu reisen, in der ein Kind noch keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Anna ist, genau wie der Leser, fasziniert von der Geschichte und geht von nun an jeden Tag zum Spielplatz, bis sie das Ende der Geschichte kennt. Das Buch und die Geschichte dahinter zieht den Leser richtig in seinen Bann. Man kann das Ende kaum erwarten, weil man irgendwo immer noch den kleinen Funken Hoffnung hat, dass die negativen Erinnerungen gelöscht werden können. Das Ende des Buches holt den Leser dann schnell in die Realität zurück. Anders, als in vielen Büchern, geht es nicht darum, den Täter zu finden und zu bestrafen. Denn damit ist es für die Opfer nicht vorbei. Sie leiden lebenslänglich. Mit dem erwachsen werden verändern sie sich. Die Folgen sind nicht selten Krankheiten wie Borderline, Depressionen, Angststörungen und Verhaltensstörungen.
Ein trauriges Buch, zusammengesetzt aus vielen wahren Schicksalen. Man sollte sich die Botschaft der Autorin Brigitte Krächan zu Herzen nehmen und mehr auf die Kinder in unserer Nähe achten. Das Buch ist eine Mahnung, genauer hinzusehen, auf kleine Details zu achten und nicht die Augen zu verschließen. Denn es gibt in der Realität keine Tür in die Vergangenheit. Das was passiert, wenn wir wegschauen, kann nie wieder ungeschehen gemacht werden. Prävention ist wichtiger, als den Täter zu bestrafen. Denn dadurch bekommt kein Opfer seine unschuldige Jugend zurück. Kein Opfer wird sich „sicher“ fühlen, nur weil ein Täter gefasst wurde. Die Folgen des Missbrauchs haften einem Opfer ein Leben lang an.
Fazit: Schaut genau hin! „Lebenslänglich“ ist eine Mahnung, im Leben nicht wegzuschauen und sich darüber bewusst zu werden, was die Opfer von Kindesmissbrauch ihr Leben lang durchmachen müssen.
*(Statistik der Deutschen Kinderhilfeaus dem Jahr 2013. Quelle: Tagesschau.de).