Rezension

Schicksale einzelner Ostdeutscher

Nachbarn - Madeleine Prahs

Nachbarn
von Madeleine Prahs

Bewertet mit 3 Sternen

Mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall ist es doch immer wieder interessant, über das Schicksal früherer Bürger der DDR zu lesen. Die 1980 in Karl-Marx-Stadt geborene und heute in Leipzig lebende Autorin stellt in ihrem ersten Roman sechs fiktive Lebenswege dar. Auf der einen Seite stehen die drei Studienfreunde aus der DDR Hans (Kunsthistoriker), Matthias (Architekt) und Hanna (Bibliothekarin und Ehefrau von Hans). Hans setzt sich von einer beruflichen Reise nach Rom in die Bundesrepublik ab. Matthias wittert Chancen bei Hanna, die jedoch 1989 allein in den Westen übersiedelt. Nach Jahren kommt Hans Tätigkeit für die Stasi zutage. Auf der anderen Seite stehen die Altenpflegerin Anne (als Kind mit ihrer Mutter in den Westen geflüchtet, nach der Wende als Altenpflegerin nach Ostberlin zurückgekehrt), ihre von ihr allein groß erzogene Tochter Marie und der von Anne versorgte lebensmüde und misanthropische Rentner Fritzsche. Das Schicksal jedes Einzelnen geht besonders einem in Westdeutschland geborenen Leser nahe. Schade nur, dass über jeden nur fragmentarische Episoden zu erfahren sind, was sich wohl aber auch kaum anders darstellen lässt, erstreckt sich die Geschichte doch über einen langen Zeitraum von 1989 bis 2006. Vermisst habe ich auch die Verknüpfung zwischen den beiden Personengruppen. Ich kann nur vermuten, dass diese darin liegen soll, dass alle Personen tief mit der Geschichte der DDR verbunden sind.

Ein Roman, der sich gut lesen lässt, aber nicht in nachhaltiger Erinnerung bleiben wird.