Rezension

Schöne Urlaubslektüre

Das Wunder von Bahnsteig 5 -

Das Wunder von Bahnsteig 5
von Clare Pooley

Sympathische Charaktere und ein angenehmer Schreibstil verbinden sich zu einer guten Urlaubslektüre mit Happy End.

Iona, Sanjay, Emmie, Martha, Piers, David und Jake pendeln regelmäßig im gleichen Zug zwischen Hampton Court und London Waterloo Station. Sie kennen sich nur vom Sehen und wissen sonst nichts voneinander, nicht mal ihre Namen, so wie es das ungeschriebene Pendlergesetz verlangt. Ein Notfall ändert das allerdings schlagartig und unversehens sind sie mittendrin im Leben der jeweils anderen – „Das Wunder von Bahnsteig 5“ beginnt. Wozu sind Regeln schließlich da, wenn nicht um gebrochen zu werden.

Im Nachwort schreibt Claire Pooley, dass sie selbst Pendlerin im Londoner Nahverkehr gewesen ist und sich oft fragte, welche Geschichte wohl zu den Menschen gehört, denen sie jeden Tag im Zug begegnete und die sich streng an die Pendlerregel Nummer eins hielten, einander auf keinen Fall anzusprechen. Was liegt also näher, als diese eiserne Regel zu brechen. Das Ergebnis ist „Das Wunder von Bahnsteig 5“, ein wunderbarer Roman über das Begegnen, einander sehen, Freundschaften finden und das Älterwerden in einer Welt, die Jugend propagiert. Pooley schreibt kurzweilig und formt ihre Charaktere mit viel Detailliebe. Dabei spielt sie äußerst enthusiastisch mit Klischees und gesellschaftspolitischen Themen und Das Wunder von Bahnsteig 5 – der originale Titel „ The People on Platform 5“ ist übrigens wesentlich passender – wartet mit einem ganzen Strauß diskriminierender Wertevorstellungen davon auf. Es geht um Altersdiskriminierung, vor allem um Frauen jenseits der 50 und wie sie ungleich der Männer im Beruf und in der Gesellschaft langsam unsichtbar werden. Homophobie und Rassismus werden ebenso behandelt wie toxische Beziehungen und Übergriffigkeit, sowie Mobbing oder die Ungleichbehandlung der Geschlechter insgesamt. Bei aller vermuteten thematischen Schwere ist das Buch leicht, cosy und daher bestens als Urlaubslektüre oder zum Entspannen zwischendurch geeignet, denn Pooley spielt mit den Themen, aber sie belehrt nicht und am Ende findet sich für alle ein passables Happy End.