Rezension

Volle Fahrt Voraus! Ein Buch welches Hoffnung macht, dass aus fremden Menschen Freunde fürs Leben werden können.

Das Wunder von Bahnsteig 5 -

Das Wunder von Bahnsteig 5
von Clare Pooley

DER MORGENZUG NACH LONDON - DIE PERFEKTE VERBINDUNG FÜR SECHS FREMDE, DIE ZU FREUNDE WERDEN... Jeden Morgen nehmen sie denselben Zug nach London, die Passagiere in Wagen 3. Iona, eine Ratgeberkolumnistin, hat sich sogar Namen für ihre Mitreisenden ausgedacht: Der-einsame-Teenager, Die-hübsche-Leseratte oder Der-arrogante-Breitbeinige. Als routiniertere Pendler wechseln sie kein Wort miteinander. Bis sich der Breitbeinige eines Tages an einer Weintraube verschluckt und womöglich erstickt wäre, hätte ein junger Mann ihn nicht gerettet. Dieser Einsatz des Krankenpflegers Sanjay bewirkt ein Wunder: Die Menschen im Zug beginnen miteinander zu reden. Aus sechs Fremden, die nichts miteinander zu tun haben als ihren Arbeitsweg, wird eine Gemeinschaft, in der alle füreinander da sind. Denn Hilfe braucht jeder von ihnen...

Inhaltsangabe:

Von Montag bis Freitag nutzen Iona, Emmie, Martha, Piers, Sanjay und David exakt jenen Zug, der in Hampton Court startet und in London, Waterloo endet. In regelmäßigen Abständen treffen die sechs Pendler auch abends nach der Arbeit wieder aufeinander, wenn es zurück nach Hause geht. Dabei fällt unter den vielen Passagieren besonders die 57-jährige Iona mit ihren extravaganten Kostümen und ihrer Französischen Bulldogge Lulu auf. Durch ihre schillernde Erscheinung hat sie es geschafft, dass sie jeder in Wagen 3 kennt und weiß, dass der Fensterplatz in Fahrtrichtung in der siebten Reihe von rechts ihr gehört und dieser seit Jahren automatisch für die Dame mit Hund freigehalten wird. 
Wie jeden Morgen bei ihrer 37-minütigen Fahrt nach London, steigt bei der Haltestelle Surbiton neben einer schüchternen Schülerin namens Martha auch der mittelschwere Geschäftsmann Piers zu, den Iona von Anfang an unsympathisch findet. Bei jeder Station in Richtung City steigen weitere Personen ein, die von der Mittfünfzigerin alle einen internen Spitznamen erhalten haben. Denn unter den Fahrgästen gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Niemals einen Passagier ansprechen. 
Doch diese Regel soll sich spätestens ändern, als sich der 38-jährige Piers beim Essen einer Weintraube verschluckt und mit aller Macht versucht sich aus seiner lebensbedrohlichen Situation zu befreien. Während einige Mitreisende hilflos zusehen, wie aus dem zweifachen Familienvater langsam sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht, klopft Iona beherzt mehrmals dem jungen Anzugträger auf den Rücken- leider ohne Erfolg. Erst als der examinierte Krankenpfleger Sanjay von der Tragödie erfährt die sich nur ein paar Sitzplätze weiter vorne abspielt, eilt er sofort zu Hilfe. Durch einen angewendeten Spezialgriff bringt er die Lage wieder unter Kontrolle und rettet dem Geschäftsmann somit das Leben. Dankbar und zugleich peinlich berührt verlässt Piers beim nächsten Halt den Zug. 
Durch diese ungewöhnliche Hilfsaktion fühlen sich die Zuggäste plötzlich miteinander verbunden und kommen langsam ins Gespräch. In ihren zukünftigen Unterhaltungen erzählen sie von ihren größten Wünschen, Sorgen und Ängsten und stellen dabei fest, dass sie sich gegenseitig mehr helfen können, als ihnen zunächst bewusst war. 
Durch die große Altersspanne, ihre Lebenserfahrungen, die unterschiedlichen Interessengebiete und Bekanntschaften werden aus Fremden plötzlich Freunde, die gemeinsam große Pläne schmieden...

Eigene Meinung:

Nach Clare Pooley's Meisterwerk "Montags bei Monica" legt die britische Bloggerin und Schriftstellerin mit ihrem neuesten Roman "Das Wunder von Bahnsteig 5" nach. 
In der 400-seitigen Ausgabe geht es um sechs Fahrgäste im Alter zwischen 18 und 57 Jahren, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie fahren täglich mit demselben Zug. Bevorzugt wird Wagen 3, in dem sie sogar abends regelmäßig aufeinander treffen, wenn sie nach der Schule oder Arbeit den Heimweg antreten. Wie es sich für einen echten Briten gehört, gibt es eine Regel: Beginne keine Unterhaltung mit Pendlern. 
Iona Yacht, das schillernde It-Girl aus den 80ger Jahren war einst ein heller Stern am Paparazzohimmel. Mit zunehmendem Alter bekam die Ikone immer weniger Aufmerksamkeit bis sie letztendlich als Ratgeberkolumnistin in der Versenkung verschwand. Und nun steckt die taffe Persönlichkeit schon wieder in beruflichen Schwierigkeiten, da sie laut ihrem Chef nicht mehr den Zahn der Zeit trifft. Noch in Gedanken versunken an den bevorstehenden Arbeitstag bemerkt sie plötzlich, wie der ihr gegenübersitzender Geschäftsmann der ihr so unsympathisch erschien kurz vor dem Erstickungstod steht. Durch diese Aktion wird nicht nur ein Menschenleben gerettet, sondern zugleich auch der Bann des Schweigens gebrochen. Mit diesem tragischen Erlebnis beginnt eine warmherzige Geschichte über den Mut Neues zu wagen, Freundschaften fürs Leben zu schließen und an die Kraft des Glaubens sich allen Widrigkeiten zum Trotz zu stellen. 
Das Buch ist in viele kurze Abschnitte eingeteilt. Jedes Kapitel wird abwechselnd aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten erzählt, sodass sich der Leser problemlos in die Charaktere und deren unterschiedliche Lebensstile hineinversetzen kann. Die Geschichte entwickelt sich mit jeder neuen Zugfahrt weiter und die einzelnen Persönlichkeiten gewinnen immer mehr an Struktur und Farbe. Obwohl der Schreibstil sehr flüssig ist und oft die moderne Sprache verwendet wurde, fehlte mir bei der Handlung das gewisse Etwas. Altbekannte Probleme wie Sorgen im Job oder in der Schule werden zwar anschaulich verpackt, dennoch hätte ich mir bei manchen Handlungssträngen mehr schriftstellerische Kreativität gewünscht. Nichtsdestotrotz ein kurzweiliger Schmöker für Zwischendurch. 
Fazit: Volle Fahrt Voraus! Ein Buch welches Hoffnung macht, dass aus fremden Menschen Freunde fürs Leben werden können. 
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen