Rezension

schöner Auftakt, mit feuriger Protagonistin

Drachenblut - Alexis Snow

Drachenblut
von Alexis Snow

Bewertet mit 4 Sternen

Lea steht kurz vor ihrem Abitur und möchte eigentlich nur in Ruhe die Schule hinter sich bringen, ohne weiter von ihrer Mitschülerin gemobbt zu werden. Doch auf einem, eigentlich harmlosen, Schulausflug ändert sich alles für Lea. Ihr Zusammenbruch sorgt nicht nur für neuen Zündstoff, er stellt auch den Beginn einer unglaublichen Wendung dar. Die junge Protagonistin sieht fremde Wesen, Bilder aus der Zukunft und spürt eine Kraft in sich, die sie sich nicht erklären kann. Auch wenn sie zunächst glaubt, verrückt zu werden, fügt sich jedes verworrene Puzzleteil bald an seinen Platz, denn Lea ist Teil einer geheimen Welt und die trägt ein bedeutendes Erbe in sich.

 

Der Schreibstil von Alexis Snow wird mit voranschreiten des Buches immer flüssiger und abwechslungsreicher. Zu Beginn der Geschichte hat mich der immer wiederkehrende Tagesablauf von Lea ein wenig gestört. Sie erlebt etwas, ist entweder überwältigt, erschöpft, verwirrt oder aufgewühlt, kommt nach Hause, fällt ins Bett und alles beginnt von vorn. Zwar waren die Erlebnisse unterschiedlich, mal drehte es sich um die Schule, mal um die Welt der Elemente, in die sie eintaucht, aber der Abschluss des Kapitels war immer gleich. Im Verlauf der Geschichte verändert es sich jedoch und man hat nicht mehr so stark das Gefühl, es würde sich alles wiederholen. Der Zeitsprung, der in der Handlung gemacht hat, war da auf jeden Fall förderlich, da einige Dinge abgearbeitet wurden, ohne dass man als Leser dabei sein musste und man ab der Stelle so richtig in die turbulente Handlung einsteigen kann.

 

Die Geschichte mir aus zwei Ich-Perspektiven geschildert. Den Hauptteil der Handlung erlebt man aus der Sicht von Aileana, die von allen nur Lea genannt wird. Die Schülerin trägt ein feuriges Erbe in sich und ist damit ein Teil der Welt der Elemente, von der sie vorher noch nie etwas gehört hatte. Gemeinsam mit ihrer Einheit, die aus den anderen Elementen besteht, soll sie fit gemacht werden, um die Menschheit zu beschützen und die Welt vor der drohenden Gefahr zu bewahren. Nebenbei ist sie aber eben auch ein ganz normales Mädchen, mit Ängsten, Hoffnungen, Zweifeln und reichlich aufgewirbelten Gefühlen, die ihr manchmal helfen, neuen Mut zu fassen, ihr manchmal aber auch im Weg stehen.

Die zweite Ich-Perspektive begleitet Louisa, Leas beste Freundin, die eher unfreiwillig in das Geschehen rund um die Elemente gezogen wird. Lou und Lea sind unzertrennlich und so ist Lou eine wichtige Stütze bei all den Aufgaben, die anstehen. Da sie selbst jedoch nicht die Macht der Elemente in sich trägt, sehen ihre Herausforderungen etwas anders aus, als die der anderen.

Durch die Perspektiven ist man immer sehr nah am Geschehen und bekommt intensive Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der beiden Mädchen. Obwohl Louisas Anteil nicht so hoch ist, wird ihre Sicht an wichtigen Stellen eingeblendet oder in Momenten, in denen Lea sich von ihr oder den anderen entfernt. So bekommt man parallel laufende Handlungsstränge präsentiert, die alle eng miteinander verwoben sind und sich meistens nach kurzer Zeit auch wieder zu einem gemeinsamen verbinden.

Sowohl die beiden Protagonistinnen, als auch den Rest der Einheit habe ich recht schnell ins Herz geschlossen. Die Charaktere sind alle unterschiedlich und ergänzen sich durch die Eigenheiten sehr gut. Es gibt auch immer mal witzige oder sarkastische Sprüche, die die Stimmung aufheitern oder einen der Anwesenden ein wenig ärgern, jedoch nie so sehr, dass es lange Streit geben würde. Man merkt, dass die Personen zu einer wirklichen Einheit zusammenwachsen, sich aufeinander verlassen und zusammen arbeiten können. Umso mehr man von der Welt der Elemente, den Herausforderungen und Bedrohungen erfährt, umso wichtiger wird es auch, dass die Gruppe funktioniert.

Die Beschreibungen von der Macht der Elemente, den Strukturen und den Hierarchien ist nachvollziehbar und anschaulich. Bildhafte Formulierungen lassen die Erlebnisse lebendig werden und lassen den Leser mit Lea in die fremde Welt eintauchen, die mehr Geheimnisse birgt, als man zunächst annimmt.

 

Am Ende der Geschichte haben sich einige Dinge geklärt, zahlreiche Herausforderungen und Gefahren liegen hinter den Figuren und ich bin etwas skeptisch, wie es nun weiter gehen wird. Es gibt zwar noch offene Fragen und Möglichkeiten, in welche Richtung es jetzt weiter geht und ich bin auch neugierig darauf, es zu erfahren, allerdings nicht so zum zerreißen gespannt, wie ich es schon bei anderen Werken erlebt habe.

 

Ein schöner, abwechslungsreicher Auftakt, der einen in die Welt der Elemente einführt, die Figuren lebendig werden lässt und die ersten Herausforderungen mit sich bringt. Ich bin ein wenig skeptisch, aber auch neugierig und freue mich auf die weiteren Abenteuer mit Lea, Lou und dem Rest der Truppe.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!