Rezension

Schöner Jugendroman mit viel Tiefe !

Wir beide in Schwarz-Weiß - Kira Gembri

Wir beide in Schwarz-Weiß
von Kira Gembri

Bewertet mit 4 Sternen

Mein erster Roman von Kira Gembri. Ist das zu fassen ? Schon seit vielen Jahren habe ich die Autorin und besonders natürlich ihre Romane im Auge, doch bisher hat sich einfach nie die Gelegenheit ergeben auch endlich einmal eins zu lesen. Immer kam etwas anderes dazwischen. Ich bereue nicht so lange gewartet zu haben, aber jetzt, nachdem ich "Wir beide in Schwarz-Weiß" gelesen habe, muss ich dringend ein bisschen aufholen :)

Die Autorin fesselt mich mit ihrem tollen, sehr entspannten Schreibstil, nach wenigen Seiten an die Geschichte um Alex und Kris.
Beide sind komplett unterschiedliche Charaktere und so prallen beim ersten Treffen zwei Welten aufeinander, was für eine echte Gefühlsexplosion sorgt.

Alex ist das, was man gemeinhin als "Bad Boy" bezeichnet. Er ist verwegen, hat eine ziemlich große Klappe, verhält sich rücksichtslos und grob und er liebt den Nervenkitzel, den er sich mit dubiosen Drogengeschäften verschafft.
Kurzum, er macht es einem nicht direkt leicht ihn zu mögen und warum sich Kris in ihn verliebt, war mir zunächst ein Rätsel.

Auch Kris steht auf Nervenkitzel, allerdings auf eine völlig andere Art. Die Kunststudentin treibt sich immer wieder an ihre Grenzen und will damit eigentlich nur bezwecken sich selbst noch zu spüren. Denn sie leidet unter einem Trauma, das sie bislang nicht überwinden und aufarbeiten konnte. Über ihre Kunst versucht sie auch ihre Zerrissenheit auszudrücken.

Beide Protagonisten haben hier mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen, doch während Kris um ihre Situation weiß, sich aber gegen Hilfe und Eingeständnis sperrt, nimmt Alex kaum Notiz davon, das er überhaupt ein Problem haben könnte. Je mehr Zeit die beiden allerdings miteinander verbringen, je offensichtlicher wird für den Leser, aber auch für den jeweils anderen Charakter, mit welchen Dämonen beide zu kämpfen haben.

Ich fand die Handlung hier sehr interessant gestaltet und war positiv überrascht, welche Tiefe die Geschichte hat. Zwar geht man zunächst davon aus, das es sich hier um die klassische "Bad Boys verliebt sich in Lämmchen"-Konstellation dreht, doch schnell wird klar, das es sich ganz anders gestaltet. Die Liebesgeschichte steht einerseits klar im Fokus, doch sie hat reichlich Facetten, die sie zu etwas Außergewöhnlichem machen.
Man taucht nach und nach in die Psyche der beiden Protagonisten ein und versucht deren Handlungen und deren Verhalten besser zu verstehen.

Auch Kunst, Freundschaft und vorallem Zusammenhalt spielen in dieser Geschichte eine große Rolle, die sich im Übrigen parallel zu dem Roman "Wenn du dich traust" entwickelt, der die Geschichte von Alex' Mitbewohner und bestem Freund Jay erzählt und den ich definitiv noch lesen werde.

Ich mochte die Geschichte total gerne, weil sie keine klassische Romanze ist und reichlich interessante Problematiken mitbringt.

Einzig das Ende fand ich etwas überspitzt. Zu viele Dinge auf einmal passieren hier, die ich nicht gut ausgeklügelt fand. Zwar ergeben sie durchaus einen Sinn und sind gut für die Dramatik, aber man hätte es auch weniger "inszeniert" ausgehen lassen können.