Rezension

schöner Kinder-Fantasy-Klassiker

Das Mitternachtsvolk
von John Masefield

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext: Wenn es dunkel wird und das Mitternachtsvolk sein Unwesen treibt, ist dem kleinen Kay bange. Tiger lauern unter seinem Bett, und im Betthimmel hat sich eine Pythonschlange verborgen. Mit der Hilfe seiner Spielgefährten und den Tieren des Hauses, zu denen auch zwei charakterlose Katzen rechnen, gelingt es Kay, seine Kinderängste zu bewältigen. Die aufregende Schatzsuche, in die er hineingerät, hat ein gutes Ende, und Kay ist ein Stück erwachsen geworden.

John Masefield hat "Das Mitternachtsvolk" (The midnight folk) schon 1927 geschrieben - damit entsprach die Situation, in der wir Kay finden (allein auf einem Herrensitz mit launischer Gouvernante, netten Bediensteten und einem entfernt wohnenden Vormund) wohl durchaus an manchen Stellen der Realität. Auch die Anforderungen, die von der Gouvernante an den jungen Herrn gestellt werden, und die aus heutiger Sicht schon recht streng oder auch antiquiert wirken, sind da nicht abwegig. Dennoch ist Kay ein Junge, mit dem man sich auch heute identifizieren kann - immer nachts (und manchmal auch tagsüber) erlebt er spannende Abenteuer. Im Mittelpunkt steht dabei ein Schatz, den sein Großvater als Seemann zur sicherein Verwahrung auf sein Schiff nahm, der dann aber durch mehrere Hände ging und daher bislang nicht an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden konnte. Und dann gibt es natürlich auch noch diejenigen, die den Schatz für sich finden wollen.

Ich hatte etwas Mühe, in die Geschichte hereinzufinden (eine Einführung in die Geschichte gibt es nicht), je weiter ich kam, desto mehr hat mich die Geschichte dann aber in ihren Bann gezogen. Und trotz des Alters des Buchs (veröffentlicht 1927, meine Ausgabe in deutscher Übersetzung ist von 1989) ist die Sprache nicht veraltet, geschweige denn der Inhalt:

"Ich finde jedenfalls, daß eine Menge dieser zimperlichen, heuchlerischen Leute in der heutigen verweichlichten Zeit, die von Gefasel und Gequatsche leben, immer bereit sind, jeden zu verdammen, der auf eine Weise lebt, die nicht die ihre ist. Nichts zeigt einen beschränkten Geist deutlicher als das."

Manches ändert sich wohl nie.

Klare Leseempfehlung für alle, die der phantastischen Literatur nicht abgeneigt sind und auch keine Scheu vor alten Texten haben.