Rezension

Schokolade während der Gründung der SED ****

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1) -

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
von Amelia Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Krieg kommt es überall zum Aufschwung, im Westen verschwinden die Lebensmittelmarken, während im Osten die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) gegründet wird. Auch Familie Mendel, Besitzer der Mignon-Werke, hat keine einfache Zeit hinter sich, und nun droht eine Enteignung, wie es anderen Eigentümern schon passiert ist. Kann Friedrich Mendel, der für die Fabrik lebt, das Unheil abwenden, unter Umständen mit einer strategischen Vermählung seiner Tochter Irene, die allerdings in einen Arbeiter, den Salzwirker Paul verliebt ist?  

Spannend hat Amelia Martin die Zeit und die politischen Hintergründe im Osten Deutschlands in den 1950er-Jahren dargestellt, süß mit einigen Tupfern Schokolade und zartbitterer Liebe garniert. Denn über den Standesunterschied einer Fabrikantentochter und einem einfachen Halloren kann doch nichts hinweghelfen, oder doch? Gut recherchiert und glaubhaft spürt man als Leser die beklemmenden Szenen mit den Männern aus dem Ministerium für Staatssicherheit, sehr realistisch auch die Veränderungen und Kontrollen in der Schokoladenfabrik und die Machenschaften bei Theater und Film, weniger echt hingegen fühlt sich die Liebesgeschichte zwischen Irene und Paul an. Sie haben einander erst wenige Male gesehen, und plötzlich sprudeln die Gefühle über. Das geht zu sprunghaft, ähnlich wie manche zeitliche Abfolge, wo größere Lücken nicht beispielsweise als Kapitelüberschrift angegeben sind.

Trotz kleiner Makel liest sich Salz und Schokolade aber informativ und kurzweilig, sodass Band 2 der Reihe schon bereitliegt.