Rezension

Schwacher Anfang, starkes Ende

Eisrausch -

Eisrausch
von Roland Müller

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s? In einem Tagebau in Kvanefjeld werden zwei Mitarbeiter ermordet. Durchbohrt von einem Speer. Auf den Mörder keinen Hinweis. Die Polizeichefin von Aarhus sieht das als Gelegenheit, ihren umstrittenen Ermittler John Kaunak loszuwerden und sendet ihn als Sicherheitschef dorthin.

Meine Meinung:

Bereits im Vorfeld habe ich auf Instagram viel von Roland Muller über das Buch und ihn selbst gelesen, über die Entstehung und seine Recherchen und auch über die Geister der Inuit. Umso gespannter war ich auf seinen Thriller „Eisrausch“. Der Schreibstil ist eingängig und immer wieder durch humorvolle Einschübe aufgelockert. Das Buch hat sich gut gelesen.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich anfangs doch gebraucht habe, um in die Geschichte reinzukommen und mit den Charakteren warm zu werden. Es gab im ersten Teil des Buches viele gute Ansätze, aber vieles kam mir einfach zu schnell und abrupt. Viele spannende Szenen waren eher oberflächlich und haben so auch verhindert, die Charaktere näher kennenzulernen und richtig in die Geschichte einzutauchen. Das fand ich sehr schade und hat mich ehrlich gesagt etwas enttäuscht, da der Autor m.E. wirklich gut und tiefgehend zu den ganzen Themen in Grönland – sei es politisch oder wissenschaftlich oder historisch, recherchiert hat und hier wirklich Potenzial gewesen wäre.

Richtig spannend wurde es dann, als John Kaunak auf Enoksen traf. Ab da war dann auch der Tiefgang und die Spannung da, die ich mir bereits zu Beginn gewünscht hätte. Enoksen ist ein wirklich toller Charakter und mit ihm habe ich dann auch John endlich näher kennengelernt. Hier kam dann auch endlich Spannung auf, es gab brenzlige Situationen, lebensgefährliche Szenen, aber auch nachdenkliche und emotionale Momente. Was am Anfang zu wenig war, war hier genau richtig. Gut gefallen hat mir auch der Einblick in die Erschließung des ewigen Eises. Die seltenen Erden. Ich habe hierüber bereits von einem anderen Autor gelesen und hatte somit ein bisschen Hintergrundwissen, auch, was die politischen Kämpfe angeht. Dies wurde hier wieder bestätigt. Zu gerne hätte ich darüber noch etwas intensiver gelesen. Aber gerade das Ende hat mich neugierig gemacht auf mehr von dem Autor und auch darauf, John näher kennenzulernen, ebenso Aka, Enoksen, die Polizisten dort. Von daher eine Leseempfehlung von mir, auch wenn der Anfang einige Längen hat, durch die ich mich durchkämpfen musste. Das Finale und der hintere Teil des Buches haben das wieder wettgemacht.

Fazit:

Mit „Eisrausch“ schreibt Roland Muller einen Thriller, der wirklich spannende Ansätze hat. Ich muss gestehen, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, in das Buch hineinzukommen und mit dem Buch warm zu werden, da hier doch alles etwas schnell und oberflächlich ablief. Aber ab dem Teil, als John auf Enoksen trifft, werden meine Erwartungen mindestens getroffen. Ab da ist es wirklich spannend und rasant und ich habe Zugang zu den Charakteren und dem Fall gefunden. Der letzte Teil ist es auch, der mir Lust auf weitere Fälle mit John und von dem Autor gemacht hat.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten daher 4 Sterne von mir – ich erhoffe mir von den weiteren Fällen wirklich einiges!