Rezension

Schwarzhumoriger Cosy-Thriller

Schottensterben - Gordon Tyrie

Schottensterben
von Gordon Tyrie

Bewertet mit 4 Sternen

Darf ich vorstellen? Das Hochlandrind, das uns vom Cover entgegen blickt, heisst Thin Lizzy und ist verliebt in Nicol. Der jedoch merkt plötzlich seine Zuneigung zu Val. Die ist die Zwillingsschwester von Phyllis und hat seit dem Tod ihrer Eltern 1987 öfters Flashbacks. Die beiden Schwestern haben das absolute Gedächtnis, Phyllis ist die Hübschere und Zartere, Val die Starke und Gröbere. Auf Gigha wissen die Bewohner mittlerweile, wie mit Phyllis Flashbacks umgehen. 

Auch Postbote Craig, der nicht nur Briefe verteilt, sondern auch gerne welche schreibt. Keine Briefe, aber Haikus schreiben und Vögel beobachten tut Hinch, ein Profikiller im Ruhestand. An Tag X beobachtet er keine Vögel, aber sieht zu, wie Nicol eine Leiche verbuddelt. Hinch beobachtet auch, dass Nicol noch von anderen Bewohnern beobachtet wird. 

Fortan geht es vor allem darum, die Leiche von Jim McKechnie verschwinden zu lassen. Niemand will die Polizei auf der Insel haben. Allerdings will auch niemand die beiden Touristen Pat und Bob hier, die immer zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchen. Pat, immerzu nörgelnd, verscherzt es sich mit sämtlichen Bewohnern, vor allem aber mit Thin Lizzy. Da kann auch Bob nicht mehr schlichten. Pat will nicht hören, muss aber schmerzlich fühlen. 

Schmerzen haben im Laufe der Geschichte auch Jessie und Stuart, das Kelp-Sammler-Paar, die sich "nebenberuflich" als Wrackjäger betätigen. Sie sind quasi das Gegenpart zu den Leichenverbuddlern - sie wollen das Boot des Toten auf dem Meer verschwinden lassen. Erde zu Erde, Wasser zu Wasser, oder so. Alle ein bisschen plemplem auf Gigha!

Gordon Tyrie, ein Pseudonym für den deutschen Autor Thomas Kastura, hat mit diesem Hebridenkrimi eine schwarzhumorige Geschichte mit skurrilen Figuren abgeliefert, die bestens unterhält. Man muss sich aber darauf einlassen und sämtliche Erwartungen, die man normalerweise an einen Krimi hat, beiseite schieben. 

Dann bekommt man ein Krimivergügen der anderen Art - wenn man das weiss, hat "Schottensterben" Potential für 5 Punkte. Aber wenn man, wie ich, darauf wartet, dass mehr passiert als das, zugegeben sehr vergnügliche, Leichenverscharren und erst nach zwei Dritteln merkt, dass bis zum Finale, bei dem Hinch alle Ehre zuteil wird, nicht im üblichen Sinne ermittelt wird, bleibt es bei 4 Punkten. 
Fazit: Die Leiche muss weg - ein amüsanter Cosy-Thriller mit speziellen Charakteren. Witzig! 
4 Punkte.