Rezension

Schwere Protagonistin, aber es lohnt sich

A Mercy - Toni Morrison

A Mercy
von Toni Morrison

Bewertet mit 3.5 Sternen

In den 80er Jahren des siebzehnten Jahrhunderts steckt der Sklavenhandel in Amerika noch in den Kinderschuhen. Jacob Vaark ist ein angloholländischer Händler und Abenteurer, mit einer kleinen Farm im rauhen Norden.
Trotz seiner Ablehnung gegenüber dem Handel mit "Fleisch" nimmt er ein kleines Sklavenmädchen als Teilabzahlung der Schulden eines Plantagenbesitzers in Maryland.
Dies ist Florens, die lesen und schreiben kann - und für seine Farm nützlich sein könnte. Von ihrer Mutter verstoßen, sucht Florens nach Liebe - erst seitens Lina, einer älteren Dienerin im Haus ihres Besitzers, später vom gutaussehenden Schmied, einem freien Afrikaner.

Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, in das Buch einzusteigen. Florens als Ich-Erzählerin ist sehr eigenwillig zu lesen, da Morrison scheinbar versucht hat, ihre Art zu sprechen/zu schreiben möglichst genau wiederzugeben. Oft stehen die Verben in ihren Sätzen einfach im Infinitiv, steht statt einem "us" ein "we" oder fehlt ein Komma, wo eigentlich eins hingehört. Absicht, klar, aber das machte es für mich sehr schwer zu lesen und ich hatte große Probleme, Sympathie Florens gegenüber aufzubauen. Außerdem sind ihre Passagen fast immer in Präsens gehalten, was Zeitabläufe schwer zu deuten mag.
Verständlicher fand ich die Passagen aus der Sicht der anderen Frauen - Lina, Rebecka und Sorrow und aus der Sicht Jungen, der ebenfalls auf der Farm arbeitet. Nicht zuletzt, weil ich dabei nicht immer erstmal rätseln musste, was genau dort eigentlich stand. Besonders Rebecka fand ich dabei in ihrer Erzählung sehr sympathisch und hätte gerne mehr aus ihrer Sicht gelesen.
Das Cover zeigt eine verträumte Landschaft mit See, über der ein goldgrünliches Licht liegt. Und genau diese grüngoldene Licht hatte ich auch beim Lesen immer vor Augen - das Buch entwickelte eine gewisse Leichtigkeit im Lesen, auch wenn die Inhalte oft traurig und hart zu verarbeiten waren.
Und dann kam das allerletzte Kapitel, das die ganzen vorigen Kapitel in ein Licht gerückt haben, das mir Tränen in die Augen trieb.

Ich bin froh, dass ich es gelesen habe.